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Erfahrungen mit offener Beziehung

 
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Nebelkrähe





Sexualität: Graubereich
Anmeldungsdatum: 07.08.2023
Beiträge: 6
BeitragVerfasst am: Di Aug 08, 2023 9:34    Titel: Erfahrungen mit offener Beziehung Antworten mit Zitat

Hallo,
ich bin neu hier, der Einfachheit halber stelle ich hier mal meine Vorstellung von gestern rein, danach geht es mit der Frage zu Erfahrungen mit / Gedanken zum Öffnen von Beziehungen weier.

"Hallo liebe Aven-Community,
ich stelle mich mal vor und mache es damit zumindest bei mir offiziell. Bin aber noch auf der Suche.
Ich bin cis-weiblich. Außerdem bin ich schon Mitte 40 und verheiratet (heterosexuelle Beziehung) und habe zwei Kinder. Und komme JETZT drauf, dass ich vielleicht nicht einfach weniger sexuelles Interesse habe, sondern dass das eine Frage der sexuellen Identität ist.
Im Moment belastet der Thema der sehr unterschiedlichen Bedürfnisse unsere Beziehung sehr. Wir machen Therapie und lesen viel und hören Podcasts und reden, reden, reden. Über Themen wie Öffnung der Beziehung bin ich irgendwann auf Asexualität gekommen, und in einem O-Ton sagte eine asexuelle Person, wie sie die Sexualität der anderen wahrnehme und der Moderator sagte sowas wie "krass, das ist ja schräg" - während ich beim O-Ton dachte, JA, natürlich, so ist es doch einfach!
Ich weiß nicht, ob ich asexuell bin oder grey oder demi oder irgendwas dazwischen oder in der Mischung. Und vor allem weiß ich nicht, was ich jetzt damit tun soll. In einer Ehe mit einem allosexuellen Menschen, der mit meinem mangelnden Drive sehr unglücklich ist. Ich habe das Gefühl, alle Tipps, wie man mit der eigenen Identität umgeht, richten sich an jüngere Menschen, die noch alle Optionen offen haben. Ich habe mich für eine Beziehung mit Sex und für eine Familie entschieden, und ich habe auch nichts gegen Sex, aber es ist wie ein Code, den ich aktiv anwenden muss, es passiert nichts von allein. Und wenn der Baustein Sex in unserer Beziehung fehlt oder ganz rausgezogen wird, fällt möglicherweise das ganze Haus zusammen.
Gehört das noch in die Vorstellung?
Also, jedenfalls ... nicht mehr junge Frau auf der Suche nach einer Identität, die nicht zu ihrem gelebten Lebensentwurf passt, sagt mal Hallo."

So.

Ein Lösungsansatz, über den wir nachdenken, ist das Öffnen der Beziehung. Das haben wir auch schon überlegt, bevor uns klar wurde, wie unterschiedlich unsere Bedürfnisse sind, aber eher weil von meinem Mann der Wunsch bestand, Dinge auszuprobieren, die mehr Körper als den einen Partner brauchen, aber der Partner sollte dabei sein.
Jetzt überlegen wir, ob es eine Option sein könnte, die Beziehung zu öffnen, damit er sich freier ausleben kann. Ich will ja weiter Sex mit ihm haben, aber im Moment sind wir soweit auseinander, dass der Frust groß ist.
Unsere Sorgen sind, dass es uns emotional zu sehr belastet, dass da ein Keil in unsere Beziehung getrieben wird, dass wir daran als Paar kaputt gehen.
Ich argumentiere ein bisschen so - wenn mir Sex nicht so wichtig ist, kann ich auch tolerieren, dass er ihn woanders hat.
Er wünscht sich das eigentlich, kann es sich aber gleichzeitig ohne mich nicht vorstellen.
Und beide haben Sorge, dass wir dann den Sex, den wir haben, ganz plattmachen durch mixed feelings und so.
Polyamorie ist ausgeschlossen.


Also, nachdenken können wir gut, aber ich weiß nicht, ob wir ins Handeln kommen (können, wollen, sollen).
Wie sind Eure Erfahrungen?
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seydisfjordur




Alter: 41
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 09.08.2023
Beiträge: 3
BeitragVerfasst am: Fr Aug 11, 2023 11:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Nebelkrähe,

ich kann dir gerne von meinen Erfahrungen mit einer einseitig offenen Beziehung berichten. Ich muss dich aber gleich vorwarnen, es sind keine guten.

Mein Mann und ich waren in einer ähnlichen Situation wie ihr. Für ihn war Sex immer sehr wichtig und am Anfang der Beziehung bemühte ich mich noch, seinen Ansprüchen zu genügen. Da ich nicht wusste, was mit mir los war, dachte ich, dass ich mich eben anpassen müsste. Für mich war es normal, Sex zu haben obwohl ich nicht wollte.
Jedenfalls merkte ich nach einigen Jahren, dass es mir immer schlechter ging. Das ging soweit, dass ich depressiv wurde und schließlich gar keinen Sex mehr haben konnte (mein Körper blockierte).

Als der Sex weniger wurde, wurde mein Mann immer unzufriedener und unglücklicher, sodass wir uns schließlich darauf einigten, dass er sich den Sex woanders holen konnte. Er meldete sich bei Tinder an und war dort recht erfolgreich (ungewöhnlich für einen Mann Mr. Green).
In dieser Zeit entfernten wir uns Stück für Stück immer mehr voneinander. Für ihn eröffnete sich eine tolle neue Welt aus attraktiven Frauen, die liebend gerne Sex hatten und ihn sexuell anziehend fanden. Alles Dinge, die ich ihm nicht bieten konnte.
Das ging so weit, dass er abends neben mir auf dem Sofa saß und tinderte. Rolling Eyes
Es war wie ein Sog, der ihn von mir wegzog. Da ich zu dieser Zeit hauptsächlich mit mir selbst beschäftigt war, war ich handlungsunfähig. Ich spürte zwar die wachsende Distanz, wusste aber nicht, was ich dagegen tun sollte. Außerdem wollte ich ihm ja unbedingt die Erfüllung seiner Bedürfnisse ermöglichen. Ich hatte die Hoffnung, dass es unsere Ehe stabilisieren würde.

Eines Tages eröffnete er mir, dass er sich unsterblich in eine andere Frau verliebt hatte. Nicht einmal einen Monat später war er mit Sack und Pack ausgezogen. Nächstes Jahr lassen wir uns scheiden.

Ich muss dazu sagen, dass mein zukünftiger Ex-Mann schon immer sehr egozentriert und wenig empathisch war. Ich weiß nicht, wie so eine Beziehungsöffnung läuft, wenn dies nicht so ist. Dann kann es wahrscheinlich gut gehen.
Das A und O ist wohl die Kommunikation und dass die Beziehung (auch ohne Sex) für beide oberste Priorität hat.

Ich möchte dich wirklich nicht entmutigen, aber meine Erfahrung ist leider negativ. Ich würde mich nie wieder auf eine offene Beziehung einlassen.
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Nebelkrähe





Sexualität: Graubereich
Anmeldungsdatum: 07.08.2023
Beiträge: 6
BeitragVerfasst am: Fr Aug 11, 2023 12:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Seydisfjordur,
Danke für Deine Antwort. Das ist wirklich keine gute Perspektive. Es tut mir leid, das zu lesen.
Wir haben für uns klar, dass Polyamorie oder Affären nicht gehen, aber die Gefahr, dass bei mir Eifersucht entsteht und/oder er sich verliebt und uns als Mangel empfindet, besteht natürlich. Und das Auseinanderdriften, genau.
Er ist sehr loyal und empathisch, aber das schützt einen ja ggf. nicht vor solchen Dynamiken.
Danke!
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gucki19





Sexualität: Sexuell
Anmeldungsdatum: 22.10.2019
Beiträge: 160
Wohnort: Nordbayern
BeitragVerfasst am: Fr Aug 11, 2023 21:56    Titel: Antworten mit Zitat

Nebelkrähe hat folgendes geschrieben:

.... Er ist sehr loyal und empathisch, aber das schützt einen ja ggf. nicht vor solchen Dynamiken......


Hallo Nebelkrähe

Nein, die Dynamik des Lebens kann jede Beziehung und Partnerschaft überfordern - nicht nur die Dynamik, wenn sich rausstellt, dass ein Partner asexuell ist.

Ich bin weit davon entfernt, eine offene Beziehung als "allgemein Lösung" zu vertreten. Wahrscheinlich sind die Menschen so unterschiedlich und die Beziehungen noch unterschiedlicher.....

ABER: bei uns war die Öffnung eine Alternative zur Trennung und hat nicht zu einem endgültigen Zerwürfnis geführt. Ich würde sogar sagen, dass in einigen Bereichen die Tiefe der Beziehung zugenommen hat.....!!!

Und ich habe vergleichbares hier schon von weiteren Beispielen gelesen, unter anderem beschreibt greywolf das als asexueller Part sehr ähnlich.

Es gibt also schon auch positive Beispiele offener Beziehungen. Aber jeder muss wohl seinen eigenen Weg finden.
_________________
Viele Grüße vom
Gucki
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Rettungshelfer




Alter: 49
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 27.07.2023
Beiträge: 17
Wohnort: Essen
BeitragVerfasst am: Sa Aug 12, 2023 12:33    Titel: Antworten mit Zitat

...habe deine Einstieg gelesen....

...ist die Frage nicht die "mit wem" anstatt "woanders"?......deine Beschreibung reflektiert euren gedanklichen Prozess und hier könnte die Überforderung durch Unwissenheit liegen, die du angibst.

Vielleicht hilft: nicht von 0 auf 100

Also klassische Angststratgie: langsam, dosiert an das eigentliche Angstthema heran. Man trifft sich zuerst einmal mit potentiellen Menschen, redet, schafft Vertrauen, redet offen über das Emotionale, geht dann langsam über in körperliche Nähe, dann geht es Schritt für Schritt ein wenig weiter.

Vorteil: man kann jederzeit auch zurück, stoppen etc. Wenn man sich unwohl fühlt ist das nur für diese kleine weitere Stufe und "der Schaden ist begrenzt", eure Beziehung reift vielleicht gerade deswegen weil ihr euch dann so intensiv umeinander kümmert? ........

...so eine Idee..... Träumen
_________________
Fazit: Geprägt, typisiert und ausgeschlossen.

Und dennoch Mensch mit Leib, Seele und Verstand.

Möge die Macht mit dir sein in den unendlichen Weiten, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat Smile
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Greywolf




Alter: 54
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 26.01.2014
Beiträge: 430
Wohnort: Münsterland
BeitragVerfasst am: So Aug 13, 2023 16:55    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Nebelkrähe,

ich kann positives von dem Sexfreund meiner Frau berichten. Dazu gehört aber auch, dass meine Frau sehr gut zwischen Liebe und Sex differenzieren kann und wir uns sehr gut in die gegenseitige Rolle versetzen können. Ich habe keine Lust auf Sex, kann aber auch sehr gut verstehen, dass meine Frau den Rest ihres Lebens nicht auf Sex verzichten möchte. Es war für uns auch kein leichter Weg und es waren viele Gespräche erforderlich. Letztendlich hat es uns mehr zusammen geschweißt. Wir sind beide glücklich und zufrieden. Unsere Lösung leben wir jetzt seit 9 Jahren.
_________________
Greywolf
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dewayne




Alter: 36
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 29.04.2020
Beiträge: 278
BeitragVerfasst am: So Aug 13, 2023 23:49    Titel: Antworten mit Zitat

seydisfjordur hat folgendes geschrieben:


Eines Tages eröffnete er mir, dass er sich unsterblich in eine andere Frau verliebt hatte. Nicht einmal einen Monat später war er mit Sack und Pack ausgezogen. Nächstes Jahr lassen wir uns scheiden.



Genau hier sehe ich eben die Gefahr. Was hält die Beziehung denn noch am Laufen wenn man sich früher oder später in jemand anderes verliebt weil die Person einem etwas geben kann was man in der aktuellen Beziehung nicht hat? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen mich jemals auf eine Frau einzulassen für die Sex eine so große Bedeutung hat. Früher oder später ist es zum Scheitern verurteilt. Ich möchte die körperliche Nähe (nur eben ohne Sex) mit meiner Partnerin teilen und nicht mit mehreren Männern.
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