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Ermüdungserscheinungen??

 
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Tiffy





Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 14.08.2021
Beiträge: 7
BeitragVerfasst am: Mo Mai 08, 2023 16:35    Titel: Ermüdungserscheinungen?? Antworten mit Zitat

Hallo,
ich bin über 20 Jahre verheiratet, 3 Kinder. Ich liebe meinen Mann, vor allem kann ich über alles mit ihm sprechen- fast.
Ich habe den Begriff der A. erst vor vielleicht 2 Jahren kennengelernt und darin alle Erklärungen für unsere sehr unterschiedlich ausgeprägten Bedürfnisse gefunden.
Ich war früher immer ein Mensch, der seinen Gefühlen nie so voll vertraut hatte und sich auf das, was andere für richtig hielten, gerne eingelassen hat, wenn das einleuchtend klang.
Ich bin auch aufrichtig froh darüber, denn hätte ich meinen Instinkten damals getraut und sogar noch einen Namen dafür gehabt, dann wäre ich diese Beziehung nie eingegangen, und ich möchte auch nicht daran rütteln.
Für mich ist klar, Sex gibt es regelmäßig, er tut nicht weh, und mein Mann kann mir sogar mit Beharrlichkeit einen Orgasmus verschaffen, bevor er in mich eindringt. Das ist zwar sehr technisch, am Ende natürlich ein körperlich schönes Gefühl, aber ich komme halt nie von selber auf die Idee (habe mich auch nie selber befriedigt).
Er kann sich mit der Erklärung ace jetzt auch besser erklären, warum es IMMER nur seine Initiative ist, und dass er nichts falsch macht.

Ich gebe diesen Sex eigentlich auch gerne: Er muss schon auf viel Aufregendes verzichten, er hat nie eine Abwechslung, er muss mich immer überreden. Da kann ich auch wenigstens das Bisschen mitmachen. Er ist mir das wert.

Wo ist also das Problem? Mit Mitte 40 bin ich schon viel selbstsicherer als früher, und was ich früher aus Unsicherheit mitgemacht habe, mache ich mittlerweile viel bewusster als reine Gefälligkeit. Mein Mann weiß zwar ungefähr Bescheid, aber ich glaube, wenn er das Ausmaß unserer Verschiedenheit wirklich ermessen würde, wäre er am Boden zerstört.
Also mache ich weiterhin einfach mit- in „normalen“ Ehen ist ja auch Zeit für Sex. Da die Kinder zur Schule gehen, ist morgens der perfekte Zeitpunkt.
Mein Problem ist nun, dass ich gerade voller Tatendrang Pläne für den Vormittag mache (Sport, Putzen, früh Einkaufen- wenn ich nicht zur Arbeit muss), und dann kommt der Sex dazwischen. Während mein Mann dadurch kraftvoll motiviert in den Tag startet, fällt bei mir die ganze vorige Energie in sich zusammen. Der Sex war NICHT schlimm für mich, ich habe physiologisch sogar einen Orgasmus gemacht bekommen, aber irgendwas zieht mich so runter, dass ich nachher im Bett bleibe, Radio höre und dann viel zu spät aufstehe und gerade noch das Nötigste geschafft bekomme. Keine Rede mehr von was für mich oder mal anstrengende Projekt im Haus tun. Plötzlich habe ich für alles einen unüberwindbaren inneren Schweinehund, der vorher noch nicht da gewesen war.
Ich bin nicht mehr ganz sicher, ob dieser gelebte Kompromiss nicht doch auf Dauer an mir zehrt, und ich bin völlig ratlos, wie ich damit umgehen soll. Wie gesagt, reden kann ich mit ihm, aber ich weiß nicht, wieviel genau ich ihm sagen kann, ohne etwas unwiederbringlich zu zerstören.
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Callas of the Wind




Alter: 43
Sexualität: Graubereich
Anmeldungsdatum: 13.08.2019
Beiträge: 689
Wohnort: Oberfranken
BeitragVerfasst am: Mo Mai 08, 2023 16:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

habe ich das jetzt richtig verstanden. Ihr habt jeden Morgen Sex? Also Jeden Tag?
Für mich klingt das ein bisschen nach Fluchtausweg. Genauso wie ich immer sage "Ach wenn ich da nur Zeit hätte würde ich dieses und jenes machen". Aber ganz ehrlich? Auch wenn ich dann mal die Zeit habe mache ich es doch nicht. Aber das was mir die Zeit nimmt ist blöd und soll aufhören.
Kannst du damit was anfangen?
Wenn du nicht den Eindruck erwecken möchtest das du den Sex gar nimmer willst. Was ja bei Männern durchaus gleich so rüber kommt. Kannst du ja sagen das dir das zu eintönig ist und du es auch Mal zu anderen Uhrzeiten machen möchtest.
Du darfst auch ruhig sagen wie es ist und ihm deine Gefühle mitteilen. Das kommt meist am Besten an. Sag ihm doch das du momentan am Morgen voller Tatandrang bist und du deine Energie gerne auf was anderes konzentrieren möchtest.
Das man nach dem Sex nimmer so voller Energie ist kann man ja nachvollziehen. Vielleicht ändert sich das ja auch wieder aber momentan ist es eben so.
Menschen haben verschiedene Zeiten wo sie aktiv sein können und wollen. Manche am Morgen manche in der Nacht, wie auch immer und das schwankt denke ich auch in den Jahreszeiten.
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Alter: 45
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 17.11.2016
Beiträge: 2133
BeitragVerfasst am: Mo Mai 08, 2023 17:29    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Der Sex war NICHT schlimm für mich, ich habe physiologisch sogar einen Orgasmus gemacht bekommen, aber irgendwas zieht mich so runter, dass ich nachher im Bett bleibe, Radio höre und dann viel zu spät aufstehe und gerade noch das Nötigste geschafft bekomme. Keine Rede mehr von was für mich oder mal anstrengende Projekt im Haus tun. Plötzlich habe ich für alles einen unüberwindbaren inneren Schweinehund, der vorher noch nicht da gewesen war.


Tiffy@ Du denkst zuviel an dein Mann und achtest zu wenig auf deine Gefühle. Eine Zeit kann ein Asexuelle/er den Beischlaf mit sein sexueller Partner mitmachen. Aber da es keine Lust und echte Befriedigung stattfindet bei den asexuellen Partner entsteht mit der Zeit eine emotionaler Widerstand gegen alle sexuelle Aktivitäten. Der wird sogar so schlimm, dass man nie mehr GV möchte. Ein Asexueller kann das Sexuelle nicht für sich nutzen. Es zieht ihm runter. Wenn er einmal eine seelische Blockade gegen jede sexuelle Aktivität aufgebaut hat, geht sie nie mehr weg. Darüber muss man mit sein Ehepartner/Partner sprechen.

Ihr seid schon in ein Alter wo das Sexuelle nicht mehr so wichtig ist. Verzicht wird wichtig sein. GV gibt dir keine Kraft. Es kostet nur energie, die du für dein altag brauchst. Das kenne ich sehr gut. Habe deshalb keine sexuelle Beziehung zu Frauen. Es bringt nichts bei mir. Ich habe bereits vor langer Zeit ein inneren Widerstand/Blockade gegen GV oder sexuelle Aktivitäten aufgebaut. Das ist "normal", und nichts krankhaftes.

Sexuelle emfinden Lust bei GV. Asexuelle enmpfinden Frust. In den jungen Jahre sind manche Asexuelle neugirieg, und probieren einiges aus. Gehen bei GV Kompromisse ein, aber es kommt irgendwann zu dieser absoluten Lustlosigkeit, und inneren Frust.
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Das Leben kann schön sein. Wenn man es will, und sich der Schönheit selber öffnet.
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Tiffy





Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 14.08.2021
Beiträge: 7
BeitragVerfasst am: Mo Mai 08, 2023 18:16    Titel: Antworten mit Zitat

Wow, so schnell Antworten -klasse!

Das tut gut, anderer Leute Ansichten zu lesen.
Zur Klärung- nein, nicht jeden Morgen! Aber morgens ist halt wirklich eine praktische Zeit.

Und es ist auch nicht so, dass meine Blockade größer wird, glaube ich. Aber wie du gut auf den Punkt gebracht hast- IHM bringt es Kraft, MICH kostet es welche. Und mir wird das mit der Zeit bewusster.

Während ich mir mehr und mehr klar darüber werde, dass ich in der Hinsicht nicht einfach „typisch Frau“ bin, sondern mich echt sehr gut mit asexuell identifizieren kann, wächst bei mir die Unklarheit darüber, wie groß eigentlich die Bedeutung von Sex bei den meisten anderen Menschen ist. Allmählich fällt es mir wie Schuppen von den Augen, dass das irgendwie was ganz Großes, Zentrales sein muss.
Ich habe immer ziemlich lapidar darüber gesprochen, auch nicht wirklich ein Geheimnis draus gemacht, dass ich bei Filmen manchmal ungeduldig werde, wenn sich eine Sexszene länger hinzieht und eigentlich der Punkt schon längst klar ist, dass da zwei zusammen sind. Die Szene selber ist wohl für andere ein echter Genuss, und ich habe mich oft echt respektlos drüber lustig gemacht.

Ich finde schon, dass man sich selber verstehen sollte und für Verständnis und Aufklärung werben sollte, aber umgekehrt ist ja auch kaum Verständnis da. Das macht es schwierig, einzuschätzen, wie ein Gespräch verlaufen wird, weil man in genau diesem Thema bei aller sonstiger Seelenverwandtschaft nicht auf die gewohnte Empathie setzen kann.
Klar ist, mein Mann ist ja auch kein Egoist und möchte natürlich auch, dass ich Freude habe. Es war bestimmt nicht einfach für ihn zu akzeptieren, dass meine Freude in diese Hinsicht darin besteht, ihm eine Freude zu machen. Ich bin überhaupt nicht grundsätzlich so, dass ich nicht auf meine eigenen Bedürfnisse achte- das ist nur beim Sex so. Da wir hier ja nur zu diesem Thema schreiben, kommt vielleicht auch ein verzerrtes Bild von mir rüber. An sich finde ich den gelebten Kompromiss gut, nur dass er mich Kraft kostet, ist nicht optimal.

Vielleicht sollte ich doch noch etwas häufiger nein sagen und dann mit größerer Freude etwas geben, was momentan zu viel ist.

Es ist wie einen tollen Kuchen für jemanden zu backen: Es kostet Zeit und Mühe, aber man macht es dennoch aufrichtig gern. Wenn der andere einen jedoch immer wieder dran erinnert, dann kommt man irgendwann nicht mehr hinterher. Dann spürt man weniger von der Freude und mehr von der Mühe.
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Callas of the Wind




Alter: 43
Sexualität: Graubereich
Anmeldungsdatum: 13.08.2019
Beiträge: 689
Wohnort: Oberfranken
BeitragVerfasst am: Mo Mai 08, 2023 20:27    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wenn der andere einen jedoch immer wieder dran erinnert, dann kommt man irgendwann nicht mehr hinterher. Dann spürt man weniger von der Freude und mehr von der Mühe.
Ganz genauso empfand ich es bei mir auch.
Du hast ja schon geschrieben das es dich grundsätzlich nicht stört. Nur zu einer Zeit ist wo es dir nicht passt. Es gibt ja Asexuelle die damit gut leben können. Aber es ist ja nichts in Stein gemeißelt und darf sich auch verändern. Sowas sollte eine Beziehung aushalten können.
Ich denke es würde dir sicher gut tun einerseits etwas weniger Sex zu haben und es ist auch andererseits gut wenn du kommunizierst wann das sein kann. Nur weil du dich da eher raushälst, weil du es nicht nachempfinden kannst wie oft und wann ein sexueller Mensch das braucht, kannst du trotzdem Wünsche und Bedürfnisse diesbezüglich äußern. Vergleichbar mit einem Hobby was der Partner hat und man damit aber gar nichts anfangen kann, kann man ja trotzdem abklären wann dem nachgegangen werden kann ohne das es zu Konflikten kommt.
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Arpad4
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Alter: 45
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 17.11.2016
Beiträge: 2133
BeitragVerfasst am: Mo Mai 08, 2023 21:44    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
An sich finde ich den gelebten Kompromiss gut, nur dass er mich Kraft kostet, ist nicht optimal.


Du machst dir Hoffnungen dass die Kraflosigkeit vorbei geht. Nein wird es nicht. Das wirst du bald auch merken, was ich meine.

Auf der anderen Seite weißt du über Sexualität erschreckend wenig....Asexualität kannst du nicht radieren. Sex kostet Kraft, und gibt nichts (nur Sexuelle empfinden eine Befriedigung). Das wird später auch dich ausbrennen, wenn du deine seelische Zustand nicht ernst nimmst. Erst wenn du lange kein GV erlebst, wirst du dich erholen. Leider ist GV ohne eigene Befriedigung nur Selbstzwang. Kein Mensch ist es Wert sich seinetwegen, selber zu schaden. Gesund machst du dein Mann glücklicher, als ermüdet mit GV.
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Tiffy





Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 14.08.2021
Beiträge: 7
BeitragVerfasst am: Mo Mai 08, 2023 23:12    Titel: Antworten mit Zitat

Danke euch!
Es hat mich wirklich weitergebracht!
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GefühlsChaos





Sexualität: Sexuell
Anmeldungsdatum: 05.07.2020
Beiträge: 60
BeitragVerfasst am: Di Mai 09, 2023 11:53    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde das Thema im Grunde gar nicht mal eins, was nur mit (A~)Sexualität zu tun hat.

Antwort 1 von "Callas of the Wind" finde ich sehr gut. Man nimmt sich viel vor, aber kommt etwas dazwischen, dann schiebt man es darauf, anstatt sich danach wieder seinem Plan zu widmen.

Ich kenne das sehr gut und musste schmunzeln beim lesen.
Das heißt natürlich nicht (!), dass Du den Vormittagssex einplanen musst, aber wie oft denke ich selbst voller Tatendrang, was ich alles schaffen kann, und dann kommt irgendwas dazwischen, und es ist vorbei mit dem Plan ...
Heute, jetzt gerade, nur mal schnell in's Forum schauen, und schon ist die Zeit verrannt ... Embarassed

Eigentlich ist es jedoch nur "das Leben", was dazwischen kommt ( ... während man eifrig dabei ist, andere Pläne zu schmieden- Zitat).

@ Tiffy: Lege ich mich morgens nochmal hin, komme ich nie wieder an diesem Tag in die Gänge. Das ist (k)ein Phänomen, probiere es mal absichtlich aus, mach selber einen Strich durch Deinen eigenen Plan, geh nochmal in's Bett am Vormittag, nimm ein Buch mit oder sieh fern, ein Sekt, das Handy, trödel eine Stunde herum, und schau, ob Du danach ohne Schwierigkeiten und mit viel Elan unbeirrt Deinen ursprünglichen Plan fortführst. (Ich wäre gespannt auf eine Rückmeldung.)
Wink
Ich für mich kann sowas ausschließen. Ich lasse mich oft ausbremsen, durch andere Gedanken oder Tätigkeiten, und das war's für meinen "tollen" Plan.

@ Arpad4

Dein Standpunkt ist verständlich und deutlich, aber auch recht suggestiv, wie ich finde.
Wenn "Tiffy" mit so einem Kompromiss leben kann und möche, warum nicht?
Ich habe zehn Jahre aus Liebe auf Sex verzichtet, und ich hätte es weiterhin, weil andere Fragen von mir immer ein "ja" bekamen. Ja, er war der Mann, den ich immer wollte, alles ist nie beisammen, ja, ich wollte, weil er mich liebt (dachte ich zumindest), bei ihm bleiben. Dann eben ohne Sex. (Habe immerhin zwei gesunde Hände.) Wink
Also der umgekehrte Fall. Wink

Weiterhin sprichst Du von "einem Alter, wo das Sexuelle nicht mehr so wichtig ist". Wer bestimmt das denn?
Das bestimmt jeder Mensch in seiner Beziehung allein. Für Tiffys Mann ist es wichtig, und ich bin ehrlich gesagt auch immer solange interessiert, solange ich den Partner liebe (und da ich sexuell bin, auch begehre).

Wenn Dir persönlich Sex wirklich so unwichtig erscheint, theoretisch auch in sexuellen Beziehungen von anderen, warum dann nicht tolerant sein wie bei anderen Dingen in einer Beziehung auch? Es gibt so viele Kompromisse, Schwächen und Stärken, Charaktereigenschaften, wo einer der Partner immer mal "wegschauen" wird, wenn man in der Beziehung bleiben will. Überall.
Mir ist jedenfalls noch nichts anderes zu Gehör gekommen.

@ Tiffy Mit dem Kuchen das Beispiel kenne ich gut. Und das ist ein Beispiel, wie es in jeder Beziehung vorkommen kann, ganz egal, welche Sexualität darin eine Rolle spielt.

Für mich liest sich eure Beziehung schön und liebevoll, da lohnt es sich, sich Gedanken zu machen! Nicht gleich wegschmeißen, weil ein Thema sich nicht ohne Kompromisse behandeln läßt. dafür
_________________
Liebe Grüße.
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Alter: 45
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 17.11.2016
Beiträge: 2133
BeitragVerfasst am: Di Mai 09, 2023 13:24    Titel: Antworten mit Zitat

Gefühls-Chaos@

Ich werde es jetzt so erklären, dass du auch mein Standpunkt verstehst. Oder warum ich Tiffy etwas erklärt habe.

Vor 16 Jahre hatte ich das letzte Mal GV. Es gibt ein lebensnotwendiger Grund warum ich nie mehr GV oder eine Beziehung wollte. Mit ein normal sexuelle Frau ist der Sex wie Blutaussaugen. Als würde mich ein Vampir das Blut aussaugen. Sex mit einer Frau an sich hat mich so viel Kraft gekostet, dass ich mich tagelang schlecht und schwach gefühlt habe. Ich wollte damals es auch nicht wahrhaben, dass ich eine Frau die mich liebt erklären musste, dass ich Schluss machen muss. Den irgendwann empfand ich die Frau die ich geliebt habe, nach dem GV wie ein unerträgliche Last. Ich wollte frei sein. Weil Liebe normal keine Last ist. Oder eine Last sein sollte. Aber hätte ich kein GV gehabt, dann wäre die Beziehung länger weiter gegangen. Irgendwann wäre daraus eine Freundschaft geworden. Aber zumindest eine gute Freundschaft.

Jeder Asexueller hat eine gewisse Tolleranz zu GV/Sex. Manche können kein Wort darüber reden, und andere leben ihr leben lang mit ein Ehepartner/in zusammen und können GV "vertragen" in gewissen Mengen. Oder "verdauen".

Ich konnte einige Mal GV-Sex erleben bis ich eine Schmerzgrenze erreicht habe. Ab dieser Grenze habe ich nie mehr GV oder etwas sexuelles erlebt. Beziehunge wollte ich keine mehr. Weil ich auch nie mehr einer sexuellen Frau das Herz brechen will. Habe 2 Mal aus den gleichen Grund Schlussstrich gezogen. Weil bei mir die GV-Tolleranz sehr hoch ist. Kann kein GV erleben. Koste extrem viel Kraft, vor allem seelisch. Tiffy ist da nur am Anfang. Sie hat den Zustand nicht erreicht den ich erlebt habe mit 27. Ich fühlte mich total ausgebrannt....Hatte auch kaum Lust mein Alltag zu regeln. Arbeit wurde zur Qual. Damals konnte ich mir selber nicht erklären warum das so war. Erst mi 36-37 habe ich hier im Forum Antworten gefunden zum Thema Asexualität. Aber es gibt bei Asexuelle auch grosse Unterschiede.

Tiffy muss nichts wegschmeißen. Aber diese Ermüdung nach jeden GV sollte ernst genommen werden bevor es die Beziehung belastet. Wenn weniger GV die Beziehung "rettet" ist besser als Schaden zu nehmen.

Ein Mann wird mit dem Alter ruhiger. Weil er ab 40-50 sein Sexualtrieb abnimmt. Deshalb sehe ich in Beziehung wo Partner über 40 sind weniger Probleme, wenn ein asexueller Partner auf GV verzichtet. Bei jüngere Paare sind mehr Probleme vorhanden. Jüngere Männer und Frauen wollen nicht mit 30 auf Sex verzichten wegen ein asexuellen Partner. Ich weiß wie groß die Enttäuschung war bei einer Frau, der ich erklärt habe, dass ich kein GV haben kann. Sexuelle leiden wenn sie jemand lieben, mit dem sie keine Sex haben können. Aber in der körperlichen Liebe macht GV doch 10-20% aus. Es gibt doch viele zärtliche Arten sich die Liebe körperlich zu beweisen ohne Sex.

Was bei mir jahrelang Bestand hatte waren Freundschafte zu Frauen die sich zu "Kuschelbeziehungen" entwickelt haben. 5 Jahre hatte ich zu einer normale heterosexuelle Frau eine rein zärtliche Beziehung. Sei war etwas älter aber sehr lieb. Wink Sie hat später ein Freund gefunden mit dem sie heute noch zusammen ist. Ich freue mich, dass sie auch ein guten Mann gefunden hat.
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Carl_72





Sexualität: Sexuell
Anmeldungsdatum: 24.06.2022
Beiträge: 29
BeitragVerfasst am: Mo Jun 19, 2023 11:54    Titel: Antworten mit Zitat

Tiffy hat folgendes geschrieben:
Wow, so schnell Antworten -klasse!

Das tut gut, anderer Leute Ansichten zu lesen.
Zur Klärung- nein, nicht jeden Morgen! Aber morgens ist halt wirklich eine praktische Zeit.

Und es ist auch nicht so, dass meine Blockade größer wird, glaube ich. Aber wie du gut auf den Punkt gebracht hast- IHM bringt es Kraft, MICH kostet es welche. Und mir wird das mit der Zeit bewusster.

Während ich mir mehr und mehr klar darüber werde, dass ich in der Hinsicht nicht einfach „typisch Frau“ bin, sondern mich echt sehr gut mit asexuell identifizieren kann, wächst bei mir die Unklarheit darüber, wie groß eigentlich die Bedeutung von Sex bei den meisten anderen Menschen ist. Allmählich fällt es mir wie Schuppen von den Augen, dass das irgendwie was ganz Großes, Zentrales sein muss.
Ich habe immer ziemlich lapidar darüber gesprochen, auch nicht wirklich ein Geheimnis draus gemacht, dass ich bei Filmen manchmal ungeduldig werde, wenn sich eine Sexszene länger hinzieht und eigentlich der Punkt schon längst klar ist, dass da zwei zusammen sind. Die Szene selber ist wohl für andere ein echter Genuss, und ich habe mich oft echt respektlos drüber lustig gemacht.

Ich finde schon, dass man sich selber verstehen sollte und für Verständnis und Aufklärung werben sollte, aber umgekehrt ist ja auch kaum Verständnis da. Das macht es schwierig, einzuschätzen, wie ein Gespräch verlaufen wird, weil man in genau diesem Thema bei aller sonstiger Seelenverwandtschaft nicht auf die gewohnte Empathie setzen kann.
Klar ist, mein Mann ist ja auch kein Egoist und möchte natürlich auch, dass ich Freude habe. Es war bestimmt nicht einfach für ihn zu akzeptieren, dass meine Freude in diese Hinsicht darin besteht, ihm eine Freude zu machen. Ich bin überhaupt nicht grundsätzlich so, dass ich nicht auf meine eigenen Bedürfnisse achte- das ist nur beim Sex so. Da wir hier ja nur zu diesem Thema schreiben, kommt vielleicht auch ein verzerrtes Bild von mir rüber. An sich finde ich den gelebten Kompromiss gut, nur dass er mich Kraft kostet, ist nicht optimal.

Vielleicht sollte ich doch noch etwas häufiger nein sagen und dann mit größerer Freude etwas geben, was momentan zu viel ist.

Es ist wie einen tollen Kuchen für jemanden zu backen: Es kostet Zeit und Mühe, aber man macht es dennoch aufrichtig gern. Wenn der andere einen jedoch immer wieder dran erinnert, dann kommt man irgendwann nicht mehr hinterher. Dann spürt man weniger von der Freude und mehr von der Mühe.


Ich schreibe dir mal aus der vermuteten Perspektive deines Mannes, da ich mich in einer vergleichbaren Situation befinde.

Wenn du seine Lust als "Erinnerung" verstehst, ist es nur ein kleiner Schritt zu "Erwartung" und damit Druck. Wenn zu ohnehin nicht vorhandener Lust auch noch Erwartung/Druck kommt, wundert es mich nicht, wenn deine Kompromissbereitschaft immer mehr abnimmt. Das fände ich schade, denn ich habe den Eindruck, dass du mit eurem Kompromiss an sich gut leben kannst. Ein Kompromiss muss aber nicht in Stein gemeisselt sein. Manchmal muss man nur die Parameter etwas anpassen, so dass es für beide wieder passt.

Du scheinst jedenfalls recht selbstreflektiert mit dem Thema umzugehen und hast die Problematik intellektuell durchdrungen. Vorausgesetzt, du bist grundsätzlich bereit, Sex in einen Kompromiss einzubringen. Vielleicht reichte es ja schon, wenn du das tradierte Muster aufbrichst und nicht mehr deinem Mann die Initiative überlässt, sondern ganz bewusst und geplant auf ihn zugehst. Du meinst, dass er aus Sex Kraft zieht aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er ganz genau spürt, wie du zu dem Thema stehst. Es geht ihm mit Sicherheit nicht nur um körperliche Befriedigung, sondern um Bestätigung, körperliche Nähe und Begehren. Wenn du ihm zumindest die Illusion schenkst ihn zu begehren, weil du auf ihn zukommst, schenkst du ihm tatsächlich Kraft. Und sprich mit ihm über deine Gedanken, denn erraten wird er sie im Zweifel nicht...

Carl
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Callas of the Wind




Alter: 43
Sexualität: Graubereich
Anmeldungsdatum: 13.08.2019
Beiträge: 689
Wohnort: Oberfranken
BeitragVerfasst am: Mo Jun 19, 2023 17:36    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Vielleicht reichte es ja schon, wenn du das tradierte Muster aufbrichst und nicht mehr deinem Mann die Initiative überlässt, sondern ganz bewusst und geplant auf ihn zugehst.
Die Idee finde ich nicht schlecht.
Jedoch ist dann die Frage ob der Mann auch die Initiative ergreifen darf oder das dann alles die Frau entscheidet. Wenn nur die Frau die Initiative ergreifen darf/soll wird dem Mann etwas genommen wo ich bezweifle dass das Freude bewirkt. Wenn man das jetzt mit einem Hobby vergleicht, fänd ich es etwas schräg wenn die Frau darüber entscheidet wann der Mann dem nachgehen darf. Aber solche Beziehungen gibt es sicher auch.
Wenn er aber auch die Initiative ergreifen darf ist es m.M.n. wie eine normale Beziehung und sie hätte nicht weniger sondern eher mehr Sex. Wobei ich bezweifle das von ihr dann noch Initiativen kommen werden. Ich höre oft das Männer öfter wollen als Frauen und die Frauen gar nicht dazu kommen Initiative zu zeigen weil der Mann schneller ist.
Ich bezweifle dass das funktioniert. Ich denke der Wunsch das die Frau die Initiative ergreift ist von vielen sexuellen Männern da aber ich befürchte dass das mit einem asexuellen Partner nicht gut funktionieren wird.
Es sei denn für den Mann ist es wirklich ok diesbezüglich keine Initiative zu zeigen/ergreifen und das zu nehmen und damit zufrieden ist was er bekommt. Dann könnte ich mir vorstellen das es in diesem Fall sogar gut klappen könnte. Ist halt die Frage wie oft das dann wäre und ob der Mann damit zurecht kommt. Dann müsste es aber wirklich passen und der Mann müsste gut damit umgehen können und da weiß ich nicht ob das bei Tiffy´s Mann der Fall wäre.

Zitat:
Wenn du ihm zumindest die Illusion schenkst ihn zu begehren, weil du auf ihn zukommst, schenkst du ihm tatsächlich Kraft.
Also würdest du eine Lüge vorziehen? Denn nichts anderes ist es. Das wäre für die Beziehung nicht gesund. Wo soll das hinführen?

Zitat:
Es geht ihm mit Sicherheit nicht nur um körperliche Befriedigung, sondern um Bestätigung, körperliche Nähe und Begehren.
Ich denke wenn es nur darum ginge könnte man das auch auf anderen Wegen erfüllt bekommen. Ich denke Sex ist noch Mal mehr und hat m.M. auch was mit körperlichen Bedürfnissen zu tun.
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