Meine Geschichte

Berkana · Alter: 55 Sexualität: Graubereich

Hallo an Alle Very Happy

ich bin erst heute über die Thematik Asexualität und dieses Forum gestolpert.
Vieles, von dem was ich hier lese entspricht meinem eigenen Erleben und Fühlen. Einiges aber auch nicht.
Nun hab ich hier also einige funkelnagelneue Schubladen und weiß nicht so recht, wo ich reingehöre.
Da hab ich mir gedacht, ich erzähle einfach mal meine Geschichte, stelle dann meine Fragen und warte ab, was von Euch so rumkommt.

Ich bin jetzt 51 und ich masturbiere solang ich denken kann. Ich habe in Grundschule und Hort an den "üblichen" Doktorspielen teilgenommen und fand das auch aufregend und angenehm. Meinen ersten "echten" Sex hatte ich mit 15. Ich war wie eine Blume, ich hab relativ kritiklos jeden "Käfer" raufgelassen. Immer in dem Gedanken, dass mich dieser Käfer jetzt aber liebt.
Klar, dass dem nicht so war.
Mit 16 bin ich zu meinem damaligen Freund gezogen (er war 42) hatte aber trotzdem auch immer noch Sex mit Anderen. Mein Freund wusste das, entschuldigte das mit meiner Jugend und tolerierte es. Wir waren auch gemeinsam in Swingerclubs und haben mit anderen Paaren Partner getauscht.
Die ganze Zeit hatte ich Spaß am Sex, obwohl ich nie Sex hatte nur um welchen zu haben.
Die Beziehung hielt 2 Jahre. Danach wurde es ruhiger. Ich hatte einen etwa gleichaltrigen Freund, der auf Exclusivität bestand und sie auch bekam.
Er wurde nach 2 Jahren von "der Liebe meines Lebens" abgelöst. Dem Vater meines Sohnes. Wir waren 1 1/2 Jahre zusammen als ich schwanger wurde.
Als ich ungefähr im 3. Monat war, fasste er mir spielerisch von hinten an die Brüste. Ich empfand urplötzlich und auch für mich unverständlich eine solche Wut, dass ich ihn am liebstenn geschlagen hätte.
Von da an ging es, Libidotechnisch stetig bergab. Durch das Stillen wurde ich sexuell stimuliert und hatte erst ein schlechtes Gewissen. Das war ein Baby und hatte nichts mit Sex zu tun., da "durfte" ich doch nicht so reagieren. Später habe ich herausgefunden, das es nichts mit dem WER zu tun hatte, sondern nur mit dem WAS. Wie auch immer, es gab noch ein paar Höhen und Tiefen und dann hat sich der Papa von mir getrennt.
Nach dem der größte Schmerz vorbei und unser neues Leben einigermaßen gesichert war, ging ich auf Partnersuche. Letztendlich lebte ich 16 Jahre als Single. In dieser Zeit habe ich zwar gelegentlich masturbiert, aber GV gab es nur alle paar Jahre mal. Aber dann 2 Wochen exsessiv. Ich habe eine Weile für eine Telefonsex-Firma gearbeitet und hatte da auch Spaß dran. Fand aber das "Doppelleben" auf Dauer zu anstrengend.
Nach 15 Jahren und verschiedenen gelegentlichen Versuchen einen Partner zu finden traf ich einen Entschluß. Wenn ich für Sex nicht das bekomme, was ich will (Liebe, Nähe u.s.w.) dann müssen die Männer eben anders dafür zahlen. Ich wurde Prostituierte, sozusagen nebenberuflich.
Das endete, als ich meinen letzten Partner kennenlernte.
Aber auch hier machte sich, nachdem sich die erste Verliebtheit legte, ein deutliches Gefälle zwischen seinem Bedürfnis und meinem bemerkbar. Nach dem ersten Jahr war es ein ständiges Thema und irgendwann habe ich gesagt :"Wenn ich morgen in`s Kloster ginge würde ich Zigaretten und Schokolade vermissen und sonst nichts." und ich habe es genauso gemeint und gefühlt.

Ich kenne sexuelle Lust und habe es oft auch genossen, sie auszuleben. Aber je älter ich wurde, desto öfter habe ich meinen Körper als Mittel zum Zweck benutzt. In der letzten Beziehung habe ich öfter gesagt "die 5 Minuten habe ich auch noch und es ist ja nur der Körper" als das ich wirklich Lust gehabt hätte. Von Spaß ganz zu Schweigen.

Ich möchte schon gerne körperliche Zuneigung. In Form von kuscheln, Händchen halten, Kopf oder Rücken krabbeln und Küssen. Mehr brauche ich nicht und mehr will ich nicht. Wenn ich wirklich mal einen Orgasmus möchte schafft das keiner so schnell und zuverlässig wie ich Cool

Im Laufe der Jahre (mein Sohn ist 27) habe ich mir viele Gedanken über meine Sexualität gemacht und versucht, mir über das extreme auf und ab klar zu werden. Heute denke ich, es ging mir die ganze Zeit um Bestätigung und positive Aufmerksamkeit und nicht um den Sex als solchen.

Jetzt die Fragen :
Kennt ihr das, das im Laufe der Jahre Sex immer weniger gewollt ist ?
Kann man asexuell werden oder ist das angeboren ?
Bin ich asexuell oder grey oder was ?
Und woher kommt das ? Klimakterium ist noch nicht in Sicht.
Der jahrelange Missbrauch als Mittel zum Zweck ?

Ich habe heute eigentlich nach möglichen Therapien für meine schwache Libido gesucht. Nicht, weil ich sie vermisse, es lebt sich viel entspannter ohne, sondern weil ich dachte eine romantische Beziehung sei ohne nicht möglich. Dabei bin ich dann in dieses Forum gestolpert und ich bin so froh und erleichtert, dass es auch Männer gibt, die nicht wollen und das es einen Ort gibt, an dem ich mich nicht wie ein Freak fühlen muss.

Callas of the Wind · Alter: 43 Sexualität: Graubereich

Also erst mal holla die Waldfee, was für ein Lebenslauf.

Dann mal zu deinen Fragen.

Berkana · Alter: 55 Sexualität: Graubereich

Callas of the Wind · Alter: 43 Sexualität: Graubereich

Ok dann war mein Gedanke schon richtig.
Das kann sein. Wenn man sich selber nicht versteht oder noch nicht richtig versteht und aber etwas macht weil man denkt es nur so zu bekommen, kann es sein das es im Nachhinein Konsequenzen hat.
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Maz · ADMod Team Alter: 47 Sexualität: keine Angabe

Mir scheint, daß Sex für dich immer eine bestimmte Funktion erfüllen sollte. Zwar recht verschiedene Funktionen aber nachdem die jeweilige Funktion nicht mehr benötigt wurde war auch das Interesse weg. In den anderen Zeiten scheint es aber innerhalb des jeweiligen Kontextes sogar extreme Formen angenommen zu haben. Vielleicht sind also diese Extreme und der rein funktionale Ansatz das Problem an der Sache.
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