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All die ganzen Jahre....

 
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Enomisk





Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 20.10.2018
Beiträge: 5
BeitragVerfasst am: Sa Nov 10, 2018 16:44    Titel: All die ganzen Jahre.... Antworten mit Zitat

Liebe Forumsgemeinde!

Ich freue mich, hier meine Gedanken - im Schutze der Forenanonymität -niederschreiben zu können. Bisher konnte ich mit Niemandem über das Thema sprechen.

Also: Ich (36, weiblich) glaube, asexuell (oder auch demisexuell - da bin ich mir noch nicht ganz sicher) zu sein. Das hat schon in der Jugend begonnen. Alle hatten einen Freund, ich kein Interesse daran. Alle hatten Disco-Knutschereien. Das war mir zu blöd. Ich hab mit den Jungs eher Spaß als Kumpel gehabt.
Mit 18, fast 19 habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt. Er hat mir Zeit gelassen. Irgendwann hatten wir Sex. Doch das war irgendwie - ja, nett. Aber nicht so, dass ich das immer haben müsste. Es war für mich eher so, dass es zu einer Beziehung halt dazu gehört. Und dass ihm das sichtlich Vergnügen bereitet, habe ich schnell gemerkt. Aber so wirklich was gegeben hat mir das nie. Ist aber auch nicht so, dass ich es eklig finde oder Ähnliches.
Wir sind mittlerweile seit über 10 Jahren verheiratet, haben 3 (Wunsch-)Kinder und das Sexleben wäre für mich absolut ausreichend (so ca. alle 2 Monate mal), für ihn jedoch nicht. Ich merke, dass er - gefühlt ständig - Annäherungsversuche macht, denen ich ausweiche. Gestern war so einen Situation. Wir - gegen die Mittagszet - 2 h alleine ohne Kinder. Für ihn war klar, was er da wollte. Ich hätte 1000 andere Dinge zu Erledigen gehabt. Und er ist ständig mit Ständer in der Hose um mich getänzelt und wollte mir an die Wäsche. Nach mehreren Ausweichversuchen habe ich ihm klar gesagt, dass ich nicht will. Er fühlt sich dann persönlich verletzt, angegriffen, von der Bettkante gestoßen. Doch das ist nicht meine Absicht. Ich will ihm nicht wehtun. Ich liebe ihn ja. Doch dieses - sorry - blöde Sexthema macht mich fertig. Ja, es geht schon lange so - und wir lieben uns (sonst wäre die Beziehung wahrscheinlich schon zerbrochen daran), doch ich kann mit ihm darüber nicht reden. Ich kann sowieso nicht über Sex reden, bin immer peinlich berührt - und kann Gefühle nicht verbal ausdrücken (schriftlich schon eher).

In den letzten Jahren hatte ich mehrfach die Idee, dass ich einen Liebhaber haben könnte (WTF??), weil ich keine Lust habe, mit ihm zu schlafen. Oder dass ich nicht mehr liebe! Das ist Blödsinn. Ich liebe ihn über Alles und wil ihn keinesfalls verlieren. Auch, dass ich vielleicht lesbisch wäre, hat er schon überlegt.
Und dann glaubt er wieder, dass ihn ihn nicht mehr attraktiv und anziehend finden würde. Wobei das etwas ist, das mir absolut unwichtig ist. Ja, er ist älter geworden, hat Falten bekommen - aber ich ja auch. Und er gefällt mir, wie er ist. Ich finde ihn schön. Anziehend na ja, das war für mich noch nie ein Kriterium. Dieses "anziehend" kann ich ohnehin nicht ganz nachvollziehen.

Er fragt mich auch immer wieder, was ich sexuell gesehen gut bzw. anregend finden würde. Er gibt sich total Mühe und hätte so gerne, dass ich Sex genießen kann. Doch mir fällt Nichts ein - es gibt einfach Nichts. Und das macht mir ein schlechtes Gewissen. Ich weiß nach all den Jahren noch immer nicht, wie ich damit umgehen soll.


Wer bis hierher gelesen hat: Danke für dein offenen "Ohr"! Vielleicht kann du mir ja den Einen oder Anderen Tipp geben.....
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SchuffiPupsi




Alter: 35
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 23.04.2012
Beiträge: 1588
Wohnort: In der Mitte von M-V
BeitragVerfasst am: Sa Nov 10, 2018 16:55    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist doch kein Wunder, dass dein Mann da so blind in Vermutungen umherstolpert (und diese können sich durchaus negativ auf die Beziehung auswirken!), denn du teilst ihm deine Gedanken und Gefühle ja nicht mit.

Für mich ist es immer schwer nachvollziehbar, warum man das ausgerechnet beim Partner nicht kann.
Ich bin auch nicht der Typ, der über alle Themen gut -sprechen- kann, aber dann schreibe ich.

Dein Mann hat es verdient, zu erfahren, was in dir vorgeht. Nur so besteht überhaupt die Möglichkeit, dass ihr miteinander Lösungen findet.
Alles andere wird früher oder später in einer Katastrophe enden, die vielleicht gar nicht nottut.

Das, was du hier schriebst, solltest du auch in einem an ihn gerichteten Brief schreiben.
Ich denke, dass das auch für ihn eine Erleichterung wäre.
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Maz
ADMod Team



Alter: 47
Sexualität: keine Angabe
Anmeldungsdatum: 12.02.2005
Beiträge: 15179
BeitragVerfasst am: Sa Nov 10, 2018 17:02    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist vermutlich schwierig Menschen in deren Leben "kein Bock auf Sex ohne Grund" nicht existiert das ganze zu vermitteln. Bei der Schilderung gehe ich ehrlich gesagt davon aus, daß er es längst wissen könnte wenn es ihn denn interessieren würde oder es eigentlich sogar schon weiß aber innerlich einfach nicht akzeptiert. Wenn das so ist besteht dann wiederum vermutlich die Angst, daß die Beziehung genau dadurch zerstört wird, daß das offensichtliche auf dem Tisch liegt und daher von beiden Seiten aus das Gespräch dann nicht so ins Detail geht wie es eigentlich sollte/müßte.
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Wie viele Asexuelle braucht man um eine Glühbirne zu wechseln?
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Enomisk





Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 20.10.2018
Beiträge: 5
BeitragVerfasst am: Sa Nov 10, 2018 18:09    Titel: Antworten mit Zitat

Ob er es längst wissen könnte, das kann man nur raten. Ich selbst wusste bis vor Kurzem nicht, dass es sowas wie Asexualität überhaupt gibt. Ich wusste ja selbst nicht, warum ich da "Anders" bin als "normal". Es war irgendwie bei mir selbst so ein Tapsen im Ungewissen. Und die Erkenntnis jetzt hilft mir, mich selbst verstehen zu lernen.
Ich muss mit ihm reden. Nur wie, das weiß ich noch nicht. Ich denke, dass das jetzt ein Prozess ist - und ich vielleicht die richtigen Worte finden werde, wenn ich mal mich selbst verstehe.
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Linus




Alter: 54
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 12.08.2018
Beiträge: 20
Wohnort: NRW
BeitragVerfasst am: Sa Nov 10, 2018 19:09    Titel: Antworten mit Zitat

Mir hat ein Buch sehr geholfen, meine Redehemmungen zu überwinden: "Mindfuck Love - Wie wir uns in der Liebe selbst sabotieren und was wir dagegen tun können" von Petra Bock. Ich würde jetzt nicht behaupten, dass ich alle Teile des Buches ausnahmslos gut finde, aber es hat meinem Denken zumindest die fehlenden Impulse gegeben, um in der Kommunikation mit meiner Frau viel freier zu werden.
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Enomisk





Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 20.10.2018
Beiträge: 5
BeitragVerfasst am: Sa Nov 10, 2018 19:16    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für den Tipp! Das schau ich mir an!
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Enomisk





Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 20.10.2018
Beiträge: 5
BeitragVerfasst am: Mo Nov 12, 2018 21:11    Titel: Antworten mit Zitat

Update: Wir hatten gestern ein langes Gespräch. Ich habe versucht, ihm zu erklären, wie es mir geht. Er hat gut zugehört, doch irgendwie kann er meine Theorie, dass ich asexuell bin, nicht ganz nachvollziehen. Angeblich hätte ich "früher" schon Lust gehabt und habe auch die Initiative ergriffen. Daran kann ich mich zwar nicht erinnern, aber ja...
Er denkt, dass es eher daran liegt, dass ich die Kontrolle über mich selbst nicht verlieren will. Das finde ich eine interessante Theorie. Ich habe in den letzten Monaten 20 kg abgenommen, was natürlich auch mit Selbstkontrolle zu tun hat. Und ich lehne Alkohol und co ab. Doch warum sollte ich aufgrund dieser Selbstkontrolle keinen Sex wollen? Den will ich nicht, weil ich kein Interesse daran habe. Doch das kann er partout nicht verstehen. Ach herrje....
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SchuffiPupsi




Alter: 35
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 23.04.2012
Beiträge: 1588
Wohnort: In der Mitte von M-V
BeitragVerfasst am: Mo Nov 12, 2018 21:20    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist ja auch weniger wichtig, -warum- du keinen Sex brauchst und möchtest, sondern vielmehr, dass das der Status ist, der vermutlich auch so bleibt.

Und dann kommt die Frage, ob ihr eure Beziehung auf dieser Basis weiterführen wollt und folgend könnt.
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Enomisk





Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 20.10.2018
Beiträge: 5
BeitragVerfasst am: Mo Nov 12, 2018 21:32    Titel: Antworten mit Zitat

Fakt ist: Ich will diese Beziehung weiter führen, da ich ihn liebe. Und ich denke, er liebt mich auch. Wir haben begonnen, zu reden. Und es fällt mir tatsächlich sehr schwer, doch es geht doch irgendwie. Ich denke, wir müssen uns neu finden und ausprobieren, was für Beide passt. Ich bin kompromissbereit und kann Sex haben. Er muss halt verstehen lernen, dass es nicht an ihm liegt, wenn ich das nicht so genießen kann wie er. Ich mache es, um ihm was Gutes zu tun. Und das ist ok für mich, solange es nicht zu oft wird (dann nervts...). Und wenn er mich verwöhnen will, muss er halt zu andern Mitteln greifen (z.B. eine Massage oder dgl.)
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Windsurfhippie





Sexualität: keine Angabe
Anmeldungsdatum: 13.08.2005
Beiträge: 3290
Wohnort: NZ
BeitragVerfasst am: Di Nov 13, 2018 14:01    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht ist es da auch mal gut, die Möglichkeit einzubedenken, dass sich sexuelles Interesse mit der Zeit verändert oder sogar verlieren kann. Ihm das irgendwie näher zu bringen, weil sich ja andere Dinge auch nicht dauerhaft oder konstant so erhalten, wie vor 10 Jahren mal - beispielsweise das Äußere oder das Denken über etwas. Menschen verändern sich mit der Zeit, und das ist ganz natürlich.

Vielleicht nützt es auch etwas, darüber zu sprechen, warum dieses Sex haben oder nicht Sex haben so ein zentraler Punkt sein soll. Wenn man doch zusammen so viele andere Dinge teilt, und mit den Kindern zusammen, als Familie. Warum man sich gerade an dem Thema den Kopf zerbrechen soll, oder ob man es nicht erst künstlich so bedeutsam macht, dass es die Nerven auf den Prüfstand stellt.
Oder auch, warum es zu Sex unbedingt kommen muss, wenn man doch Zärtlichkeiten austauschen kann, oder zusammen auf dem Sofa kuschelt, bei einem guten Film, oder so romantische Dinge vielleicht auch einfach hinreichen könnten. Das "Herz" der Beziehung muss nicht auf dem Thema Sex verankert sein.

Okay, als Außenstehender sieht man das vielleicht einfach gänzlich anders, klar.
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Wer später stirbt, erlebt den Tod derer, die früher sterben, und hat deshalb länger was zu lachen.
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