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Warum bin ich so wie ich bin asexuell
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Trikergerd





Sexualität: Sexuell
Anmeldungsdatum: 11.04.2016
Beiträge: 11
BeitragVerfasst am: Mo Apr 11, 2016 22:09    Titel: Warum bin ich so wie ich bin asexuell Antworten mit Zitat

Hallo alle.
Ich bin jetzt 60 Jahre alt und weiß erst seit einem halben Jahr das ich so bin wie ich bin. Ich hatte viel Zeit zu überlegen. Dann ist es mir klar geworden. Ich hatte nie gesehen das meine Eltern sich küssten oder kuschelten. Meine Mutter hat nie mit mir gekuschel. Das machten nur meine Schwester und mein Vater mit mir. Wenn man asexualität vererben kann, habe ich das von meiner Mutter. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Biltz. Meine Mutter, ich kann das immer noch nicht fassen. Als mein Vater (geb.1917) aus dem zweiten Weltkrieg zurück gekehrt war hatte er meine Mutter( geb.1925)geheiratet.Damals galt Mann heiratet Frau. Frau bekommt Kinder. Da meine Schwester 8 Jahre älter ist, weiß ich jetzt auch warum. Ich liebe meine Mutter und meinen Vater immer noch, ich hatte eine ungezwungene Kindheit. Nur keine Umarmung meiner Mutter. Hat hier noch einer solche Erlebnisse. Würde gerne darüber lesen wie Eure Meinung ist. Bis dann.
Gerd
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seehündin




Alter: 70
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 19.01.2016
Beiträge: 94
Wohnort: Eutin
BeitragVerfasst am: Mi Apr 13, 2016 20:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Gerd, mit dieser Frage hat sich der unterthread 'Sind oder werden wir asexuell' ..dort findest viele Beiträge hierzu....
Was ich gerade beim Lesens deines Beitrages erkannte...auch war meine Mutter nicht der Kuscheltyp...gekuschelt hat mein Vater, wenn er da war.
Ob das was bedeutet oder nur ein Zufall im ursprünglichen Sinne des Wortes ist vermagst ich nicht zu sagen....
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Greywolf




Alter: 54
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 26.01.2014
Beiträge: 430
Wohnort: Münsterland
BeitragVerfasst am: Mi Apr 13, 2016 20:26    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Trikergerd,

ich wurde mir auch erst mit 43 Jahren über meine Asexualität bewusst und habe mir auch die Frage gestellt, woran "dies liegt". Meine Mutter ist verstorben, als ich knapp 13 Jahre alt war. Lag es daran? Oder ab Geburt?

Ich habe mich dann von dieser Frage aber wieder sehr schnell gelöst. Was hilft es mir die Gründe für meine Asexualität zu wissen? Ändert dies etwas? Ich akzeptiere mich so wie ich bin und der Rest ist egal.
_________________
Greywolf
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Travelmaid




Alter: 64
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 06.02.2018
Beiträge: 2
BeitragVerfasst am: Di Feb 13, 2018 14:32    Titel: Antworten mit Zitat

Bei mir war es genau umgekehrt. Mein Vater hat niemals (und das macht er heute noch) Gefühlsregungen gezeigt. Ich kann mich nicht erinnern, dass er mich jemals in den Arm genommen hat. Wenn wir uns heute sehen, er ist fast 80 Jahre alt, gibt er mir die Hand zur Begrüßung. Ich bin auch damit groß geworden, dass dies halt so ist. Frau muss heiraten und Kinder kriegen und darf einfach vom Mann auch nichts erwarten, außer dass sie dann " versorgt" ist. Was ich allerdings auch in meinen Teeny-Jahren mitbekommen habe, ist dass du als Frau dem Mann "zu Willen sein musst". Mein Vater hat sich letztendlich scheiden lassen, weil es (so die Gerüchte) im Bett nicht mehr so lief und er hat sich eine neue Freundin gesucht und Frau und Kinder "abgelegt".
Aber egal, was in der Vergangenheit passiert ist und egal, welche Ereignisse mich zu dem gemacht haben, wer ich bin, ich kann nur nach vorne schauen und noch das beste drauß machen.
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samweis
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Sexualität: keine Angabe
Anmeldungsdatum: 01.11.2017
Beiträge: 323
Wohnort: Blabla
BeitragVerfasst am: Do Feb 15, 2018 3:16    Titel: Antworten mit Zitat

Ich erinnere mich in dieser Sekunde an mich selbst als 4jährigen, mit der Nachbarstochter nackt im Badezuber sitzend, wir betrachteten uns eher uninteressiert, und plantschten zusammen im Wasser rum...selige Zeit, wünsch ich mir manchmal zurück...

Interessemangel, das wurde mir vor drei Monaten = 45 Jahre nach dieser Szene schlagartig bewusst, zieht sich wie ein roter Faden durch mein ganzes Leben. Meine Eltern schirmten meinen Bruder und mich weitestgehend ab vor Emotionen aller Art, weil es unschicklich war Gefühle zu zeigen. Gefühle machten schwach, und nach Darstellung der Großfamilie war unsere Mutter 'Schuld ' am verweichlichen meines Bruders bzw von mir.

Also Gefühle zeigen war ebenso falsch wie es nicht zu tun. Ich tue mich heute noch schwer damit, tu es aber trotzdem, weil es zu mir einfach dazu gehört Gefühlsmensch zu sein. Witzig: meist werden meine tatsächlichen emotionalen Zustände exakt falsch rum gedeutet, also mir wird abgeklärte Ruhe bescheinigt, wenn ich brodele, Panik, wenn ich die Ruhe selbst bin etc.

Und ich gelte manchen als sexuell erfahrener Frauenversteher... doof
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seehündin




Alter: 70
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 19.01.2016
Beiträge: 94
Wohnort: Eutin
BeitragVerfasst am: Fr März 23, 2018 17:31    Titel: Zu Willen sein Antworten mit Zitat

Ist ja die Haltung, die ganz viele Frauen (und damit auch die Männer, denn diese wurden ja von den Müttern ja erzogen!!!) noch in meiner Generation und davor eingeprägt bekamen.
Alternativen gab es zu sehen...wie Tiere im Zoo.
Je nachdem, wie Liebs-,Kuschel- und Anerkennungsbedüeftig frau/mensch war hat sie Die Chance gehabt, ihre eigen Gedühle als solche ernst zu nehmen, oder auch nicht.
Hinzuschauen, warum was wie würde ist hilfreich um sich mit sich zu versöhnen und die Kraft und zauberischste zu entwickeln, sich selbst ernst zu nehmen und zunächst mit sich selbst als Dreh- und Angelpunkt, also ohne bestimmende (Sexual)PartnerIn zu leben.
Was sich danach entwickeln könnte....wer weiß?
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samweis
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Sexualität: keine Angabe
Anmeldungsdatum: 01.11.2017
Beiträge: 323
Wohnort: Blabla
BeitragVerfasst am: So Apr 01, 2018 20:32    Titel: Antworten mit Zitat

Interessant, dass unser so hochgelobtes Paradies aus einer Hälfte Gefühlsverweigerern besteht, einer Hälfte derer, die Gefühle zulassen wollen, und einer, die beides nicht zu interssieren scheint. Und obwohl die ganze Welt über unser Gehabe, unsere Kälte und abweisende Außenwirkung zu schimpfen / sich zu mokieren scheint, gibt es doch eine große Zahl von Menschen, die alle möglichen Strapazen auf sich nehmen zu uns zu gelangen...!?! Wie erklärt sich das: isses jetzt schlimm oder schön hier zu leben? Haben die, die uns alle erzogen haben, uns gut oder nicht gut groß werden lassen? Und mein eigener Beitrag zu meiner Menschwerdung: hab ich mich zu was entwickelt, womit keine/r was anfangen kann, weil ich Gefühle zeige und Anziehung mich weitgehend kalt lässt? Oder ist das genau so ein weiterer Teil Buntheit, den unsre immer noch verkrustete Gesellschaft braucht? Was bin ich?
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Rea




Alter: 52
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 21.08.2015
Beiträge: 933
BeitragVerfasst am: Do Jul 12, 2018 0:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Trikergerd,

Du fragst "wieso bin ich so wie ich bin" und fragst nach der Erfahrung anderer.

Ich für mich denke, dass ich mit meiner Orientierung geboren wurde - aber das ist meine persönliche Einschätzung (die auch nur mein Leben betrifft).

Sicherlich ist die Erziehung prägend für jeden Menschen - und auch die Zeit, in der mensch aufwächst. Du bist in der Nachkriegszeit aufgewachsen und Dein Vater hat möglicherweise (eher wahrscheinlich) Schlimmes im Krieg erlebt. Diese Generation war es nicht gewohnt, Zärtlichkeiten offen zu zeigen.

In der Zeit als ich aufgewachsen bin, war das dann schon anders. Meine Mutter ist eine sehr liebevolle Frau und hat mir viel Liebe entgegen gebracht, hat auch mit mir gekuschelt. Bloß hab ich das schon sehr früh nicht mehr gewollt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich bewusst gegen das Kuscheln entschieden hätte. Meine Mutter erzählt, dass ich eben sehr eigenständig gewesen sei und körperliche Nähe nicht gemocht habe - sie nannte mich Igel.

Ich bin also als kleiner Igel auf die Welt gekommen. Und als ich klein war, da waren die Stacheln noch nicht so hart (das ist bei realen Igeln so - sonst wäre das Gebären für die Igel-Mama auch sehr schmerzhaft).

Jedenfalls war ich schon als Kind kein Kuscheltyp - und das hat sich durch mein ganzes Leben gezogen.

Und an Sex war/ bin ich nicht interessiert - und für mich gehört das zu meiner Persönlichkeit, die ich mit auf die Welt gebracht habe.
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Wauwau




Alter: 49
Sexualität: Unentschlossen
Anmeldungsdatum: 05.04.2007
Beiträge: 2500
Wohnort: Wien
BeitragVerfasst am: Fr Jul 13, 2018 8:05    Titel: Antworten mit Zitat

Meine Eltern haben ihre beiden Kinder gleich oft bekuschelt, in beiden Fällen selten. Das war die Nachkriegsgeneration, fast alle Kriegsenkel hatten eine solche Kindheit.

Mein Bruder ist verheiratet und sexuell, ich bin nicht sexuell und möchte es auch nicht werden, solange ER mir nicht begegnet. Es besteht akuter Prinzenmangel.

Ich mag Körperkontakt ausnehmend gern. Grooming ist sooo nett, ob nun ein Mensch umarmt oder ein riesengroßer Shoßhund kommt oder ein scharfer Schnabel zartfühlend im Gesicht putzt. Bei Menschen musste ich nachlernen, dass ich berühren darf, heute ist das kein Problem mehr.

Ich sehe die Ursache meines Desinteresses eher in Lebenserfahrung, Intelligenz und Geschlechtsrollen.

Schon als kleines Mädchen habe ich die vorgefertigte Frauenrolle beengend und verkrüppelnd empfunden. Das beginnt bei der Kleidung (Röcke und Schuhe, die zu unsicherem Gang führen), ging über die Farbe Rosa (lieber Blau) zu Vater-Mutter-Kind und Puppenbesitz. Die Playmobil-Löwen haben Barbies Gliedmaßen gefressen.

Später kam dann die Erfahrung, dass ich Sex definitiv nicht brauche.

- Mir fehlt nichts, wenn ich das nicht habe. Es geht mir nicht besser, wenn ich es habe. Und ICH SPRECHE DAS LAUT AUS, wie kann ich nur.

- Ich kann Liebesbeziehungen mit der halben Schöpfung anfangen, aber sexuelle Anbalze bewirkt bei mir gar nichts. Allenfalls müde Überlegungen zu Verhaltensparallelen Bonobo-Mensch.

- Ich war und bin den meisten Männern nur als Sexualressource und Herzeigeobjekt wichtig, nicht als Mensch. Ah ja, als Dienstmädchen wäre ich auch noch von Interesse. Leider habe ich nicht genug Trieb und/oder Hirnmangel, dass diese Erkenntnis von Hoffnung überdeckt würde.

- Sex ist DER Grund für Streits und Scheidungen. Brauche ich Streits? Nein.

Und ich habe Nulltoleranz für diese Haltung, dass der hohe Herr sehr gekränkt ist, falls die Frau auf den Errungenschaften der Emanzipation besteht. Nein, da hat er die Frau jetzt aber nicht lieb. Oje.
Dass die Frau bis heute den Mann als ärgsten Feind hat und die halbe Erde wegen Männern nicht ungefährdet bereisen kann, dass frau von beruflich gleichen Chancen, gleicher Bezahlung und vielleicht auch mal einer Gesellschaft ohne patriarchalische Züge nur träumen kann, DAS vergisst der beleidigte Herr dabei allzu gerne. Er hat wohl die Erfahrung nicht, sich morgens in einem Waldstück unbehaglich zu fühlen, weil eine mögliche Gefahr, ein Mann, langsam hinterdrein geht.

Vielleicht wäre ich sexuell, wenn ich mal einen Mann als Partner voll respektieren und mich echt auf ihn verlassen könnte. So einen habe ich definitiv noch nie gesehen.

Stattdessen blicke ich auf zahllose Negativ-Erfahrungen zurück: Die jahrzehntelangen Sexstreits der Eltern. Die zwangsverheirateten, vergewaltigten Mädchen im Dienst, die sich vor der Familie verstecken müssen. Die Art und Weise, wie von männlicher Seite Bekanntschaften angegangen werden, nämlich mit klaren Fokus auf das Sexziel. Der Mensch, der nicht entspricht, wird sogleich als minderwertig von der Liste gestrichen. Die hormongebeutelten Heulsusen, die Schluß gemacht haben oder mit denen Schluß gemacht wurde. Herrje, was erwartet ihr euch denn von einer Sexbeziehung? Echte Liebesbeziehungen scheidet der Tod, aber sowas hattet ihr ja nicht, so what.

Die Bereitschaft, auf Männer zuzugehen, ist über die Jahre viel geringer geworden. Ich setze inzwischen eigentlich nur mehr auf Frauen, weil da die Freundschaften so sind, dass eine erweiterte Familie entsteht. Schon, ich räume Männern Chancen ein, aber die enden üblicherweise nach Tagen/Stunden mit mildem Kopfschütteln meinerseits. Schon wieder ein Bonobo, Herrje.
_________________
Then let us pray that come it may /As come it will for a´that/ That Man to Man the world o´er/ Shall brothers be for a´that. (Robert Burns)
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Windsurfhippie





Sexualität: keine Angabe
Anmeldungsdatum: 13.08.2005
Beiträge: 3290
Wohnort: NZ
BeitragVerfasst am: Fr Jul 13, 2018 9:30    Titel: Antworten mit Zitat

Rea72 hat folgendes geschrieben:
Bloß hab ich das schon sehr früh nicht mehr gewollt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich bewusst gegen das Kuscheln entschieden hätte. Meine Mutter erzählt, dass ich eben sehr eigenständig gewesen sei und körperliche Nähe nicht gemocht habe - sie nannte mich Igel.

Ich bin also als kleiner Igel auf die Welt gekommen. Und als ich klein war, da waren die Stacheln noch nicht so hart (das ist bei realen Igeln so - sonst wäre das Gebären für die Igel-Mama auch sehr schmerzhaft).

Jedenfalls war ich schon als Kind kein Kuscheltyp - und das hat sich durch mein ganzes Leben gezogen.

Und an Sex war/ bin ich nicht interessiert - und für mich gehört das zu meiner Persönlichkeit, die ich mit auf die Welt gebracht habe.


Sehr ähnlich, meine Mum hat mir erzählt, dass ich solches Bekuscheln schon als 2-3-Jähriger nicht wollte, und mich dagegen wehrte oder mich verkroch, flüchtete. Sie hat's dann einfach sein gelassen. Noch weiß ich, dass ich vor den Umarmungs-Attacken und Abbusserl-Versuchen viel zu sehr eingedieselter und zugeschminkter Tanten floh, wo es mir vor gruselte. Weiter wurden Zärtlichkeiten zwischen den Eltern selten beobachtet, die schlossen sich dafür üblicher Weise ins Schlafzimmer ein.

Ja, das galt in der Generation und Umgebung eher als Scham behaftetes Thema, und offene Gefühlsbezeigungen schienen eher an bestimmte Anlässe gebunden.
Die Umarmungs-Flut der US-Verwandtschaft und von denen aus Israel war da später wie Elektroschockbehandlung. Sowas war zuvor unbekannt. Im Auslandsleben bin ich denen immer ausgewichen - sie griffen ins Leere.

Zu Oma's Zeit Anfang der 1900er Jahre muss das noch viel abgeschirmter abgelaufen sein. Gefühle waren wohl auch zu Mutter's Jugendzeit nicht erlaubt oder zu zeigen erwünscht, es wurde Selbstbeherrschung und Takt gelehrt. Was ich heraus hörte, ist viel Gewalt, Zucht und Ordnung, und Ahndung für gezeigte Gefühle. Das hängt auch mit dem frömmigen Hintergrund zusammen. ( Wer seine Kinder liebt, züchtigt sie) Spät lernte ich, dass mein Vater auch an seiner ersten Arbeitsstelle mit knapp 13 vom Chef wohl erheblich Prügel für Ungeschicktheiten einzustecken hatte, oder dafür, weil er Stotterer war. Jedoch waren Prügel auch für geringfügige Vergehen, wie zum Beispiel, ein Gebet nicht flüssig aufsagen zu können, an der Tagesordnung, und im ganzen Dorf so üblich.

Vielleicht hat auch das alles dazu beigetragen, dass es nicht stattlich war, Gefühle zu zeigen, oder mit Gesten wie Umarmungen aufzufallen.

Man ist so zum Teil, weil man so konditioniert und erzogen wird, gewissermaßen geprägt von seiner erreichbaren Umwelt. Zum anderen Teil war man immer so, weil Anlagen und Eigenschaften auf diese Prägung und auch auf Manipulation entsprechend antworten.

Desinteresse an Beziehungen und/oder Sexuellem, Intimkram ist da wohl eine natürliche Eigenschaft der Person, kann je nach Ansprache überprägt werden, sodass man das halbe Leben lang einem aufgetragenen Ideal ( Verlieben, verloben, heiraten, Familiengründung) hinterdrein latscht, so muss es aber nicht zwangsgerichtet laufen.
Man kann mitkriegen, dass dieses Ideal für einen selbst nicht passt, und sich darüber hinweg setzen. Selbstemanzipierung gegen Gewohnheitspraktiken stellen, sich frei davon machen, was andere glauben, dass es das Beste für einen sein soll.
Willkommen im Selbst-Sein. Wink
_________________
Wer später stirbt, erlebt den Tod derer, die früher sterben, und hat deshalb länger was zu lachen.
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samweis
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Sexualität: keine Angabe
Anmeldungsdatum: 01.11.2017
Beiträge: 323
Wohnort: Blabla
BeitragVerfasst am: Fr Jul 13, 2018 17:36    Titel: Antworten mit Zitat

Selbstemanzipation dauert nur manchmal ziiieeemlich laaaaaaaaange....
ich musste Mitte meiner 40er alt werden, um soweit zu kommen ne
eigene Bude zu beziehen - also ohne Familienanhang, Nestbautrieb o.ä.

Ebenfalls Konditionierung erfahren, wenngleich fast völlig gewaltfrei
(und für die 3mal, an die mich erinnere, wo's rauschte, hab ich
Generalamnestie gegeben; Gottchen, es ist vier Jahrzehnte her, und
sooo arg war's nicht, dass ich da noch nachtragen müsste).

Aber Intimitätszuwendung / Kuschelphasen waren arg selten, mühsam
erkämpft, irgendwann komplett vergessen - was nicht grad förderlich
ist beim Versuch Bilderbuchehemann zu sein... zumal ich nach vielen
Jahren des mich-verbiegens rausfand, dass nicht nur diese Konditionierung
es gewesen war, die mich nicht-ideal werden ließ - ich hatte einfach keine
Lust!! Muss einem auch erst mal einleuchten...

Asexualität ist irgendwo schon auch ein Biest, find ich
Evil or Very Mad
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Rea




Alter: 52
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 21.08.2015
Beiträge: 933
BeitragVerfasst am: Fr Jul 13, 2018 23:09    Titel: Antworten mit Zitat

samweis hat folgendes geschrieben:


Asexualität ist irgendwo schon auch ein Biest, find ich
Evil or Very Mad


Was für eine Art Biest ist denn die Asexualität für Dich?

Für mich ist ja eher die Sexualität ein Biest. Das Fehlen von Sexualität finde ich ziemlich unbiestig.

Biestig wird' s für mich, wenn zwei Menschen sehr unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen von Nähe und Zärtlichkeit haben.
Und richtig schmerzhaft eklig biestig ist für mich, dass ich "meine" Vorstellung und Wünsche von Zärtlichkeit bisher nicht ausgelebt habe.
In dieser Hinsicht ist die Asexualität für mich ein Biest, das mir manches schwer macht.
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samweis
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Sexualität: keine Angabe
Anmeldungsdatum: 01.11.2017
Beiträge: 323
Wohnort: Blabla
BeitragVerfasst am: Sa Jul 14, 2018 5:48    Titel: Antworten mit Zitat

Rea72 hat folgendes geschrieben:
samweis hat folgendes geschrieben:


Asexualität ist irgendwo schon auch ein Biest, find ich
Evil or Very Mad


Was für eine Art Biest ist denn die Asexualität für Dich?
(...)
biestig ist für mich, dass ich "meine" Vorstellung und Wünsche von Zärtlichkeit bisher nicht ausgelebt habe.
In dieser Hinsicht ist die Asexualität für mich ein Biest, das mir manches schwer macht.

q.e.d.

Sowas kleines, fieses, hinterlistiges, mit ner langen widerlichen Zunge, die immer dann raus gestreckt wird und mit diesem feuchten Prusten einher geht, wenn wieder mal klar wird: du hast Jahre damit verbracht akzeptiertes Mitglied der Gesellschaft zu werden, indem du das Spiel 'honorige Ehe' mitgespielt hast, und dann geht die Ehe der Asexualität wegen den Bach runter, und die ganze Verbiegung deines Selbst hat dir nix gebracht außer Kreuzschmerzen.
Oder es ist vergönnt wahre liebevolle Freundschaft zu erleben und darüber wird klar: all die verbogenen Jahre vornedran hätten nicht sein müssen.
Dann hockt das kleine fiese Biest auf seinem Posten und streckt mir die Zunge raus mit diesem 'pffrrrttt' Prusten und ich denk mir 'danke auch'...
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DasTenna




Alter: 41
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 24.10.2016
Beiträge: 1015
Wohnort: Saarland
BeitragVerfasst am: Sa Jul 14, 2018 9:58    Titel: Antworten mit Zitat

Hätte nicht sein müssen, war aber. Umso schöner, dass du das, was du jetzt hast, endlich genießen kannst. Dass du deine Asexualität endlich ausleben kannst, ohne dich zu verbiegen.

@Rea72: Wenn die Bedürfnisse zu weit auseinander laufen, dann kann die eigene Asexualität durchaus als Biest empfunden werden, weil, wäre sie nicht gewesen, hätte eins diesen anderen Menschen glücklich machen können. Dann kamen gerne mal Selbstvorwürfe - die sich die andere Person höchstwahrscheinlich auch gemacht hat. Aber das ist Vergangenheit.
_________________
I am normal. It´s the rest of the world that´s weird. - Ich bin normal. Der Rest der Welt ist schräg drauf. (Impulse - Bartholomew Allen II)
~~~
https://dasnixblix.wordpress.com/
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samweis
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Sexualität: keine Angabe
Anmeldungsdatum: 01.11.2017
Beiträge: 323
Wohnort: Blabla
BeitragVerfasst am: Sa Jul 14, 2018 10:35    Titel: Antworten mit Zitat

DasTenna hat folgendes geschrieben:
Dann kamen gerne mal Selbstvorwürfe - die sich die andere Person höchstwahrscheinlich auch gemacht hat. Aber das ist Vergangenheit.

Ein Glück, dass es Vergangenheit ist. Diese Erkenntnis muss sich nur noch im Herzen durchsetzen, dann hat die Zukunft die Chance, die die Gegenwart verspricht.

Razz
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