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| Eichhörnchen33
Sexualität: Graubereich
| Anmeldungsdatum: 28.06.2025 | Beiträge: 1 | Wohnort: Österreich |
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Verfasst am: So Jun 29, 2025 0:13 Titel: Hallo AVENde! Was sagt ihr zu meiner Situation? |
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Hallo liebe Community! Ich bin weiblich und 23 Jahre alt. Schon seit Jahren denke ich darüber nach, auf dem Spektrum der Asexualität zu sein. Kein (Micro)-Label hat sich aber je 100% stimmig angefühlt (am ehesten Aegosexualität) und auch der Austausch mit Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind fehlt mir.
(TW! Ab dem kommenden Absatz beschreibe ich körperliche Nähe ohne nähere Details.)
Zu mir:
Ich war noch nie in einer Beziehung und hatte wenige körperliche/sexuelle Erfahrungen. Diese waren fast immer in betrunkenem Zustand und ich habe sie nicht initiiert, sondern schlimmstenfalls über mich ergehen lassen, bestenfalls interessiert mitgemacht wenn man das so sagen kann.
Wenn mich nüchtern jemand geküsst hat, hat es sich falsch und unangenehm angefühlt. Ich war auch noch nie verliebt, weiß aber eigentlich auch nicht wie sich das anfühlen sollte.
Ich bin auf Datingapps registriert und habe versucht in meinem Leben offen für alles zu sein, was sich so ergibt. Ich bin sehr „wählerisch“ was potentielle Partner angeht, 1-2 Mal im Jahr habe ich tatsächlich Interesse an Personen, dies beruhte aber leider nie auf Gegenseitigkeit. Ich fantasiere dann sowohl über Sex als auch Beziehung mit dieser Person. An Menschen, die mich gut fanden, hatte ich umgekehrt noch nie Interesse.
Zu Freundinnen, die sich frei in ihrer Sexualität ausleben habe ich stets aufgeblickt. Wenn diese frisch in einer Beziehung sind schwingt neben der Freude für sie leider immer eine gewisse Eifersucht bzw. Verlustangst mit.
Mir wurde von Therapeutinnen gesagt, dass ich hochsensibel bin, außerdem habe ich eine Angststörung und leide unter meinem Perfektionismus. Durch meine fehlenden Erfahrungen etwas bei körperlichem Kontakt „falsch“ zu machen spielt auf jeden Fall irgendwo eine Rolle.
Ich masturbiere regelmäßig, habe Träume, in denen ich Sex habe, finde Gespräche über Sex nicht unangenehm und würde mir eigentlich eine heteronormative Beziehung inkl. Sex in meiner Zukunft wünschen. Zählt das dann schon als “Verlangen nach sexueller Interaktion” was der Asexualität widersprechen würde?
Oft wird mir auch gesagt, ich müsse mich ja nicht unbedingt labeln. Das hat für die vergangenen Jahre auch funktioniert, aber mittlerweile hätte ich gern irgendeine Art von Antwort. Wenn es nämlich keine Asexualität sondern ein Symptom meiner psychischen Probleme ist, würde ich natürlich gern daran arbeiten.
Danke fürs Durchlesen, ich hoffe ich bekomme beim Durchscrollen hier im Forum oder durch eure Antworten vielleicht etwas mehr Durchblick  |
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| Maz ADMod Team

Alter: 47 Sexualität: keine Angabe
| Anmeldungsdatum: 12.02.2005 | Beiträge: 15185 | |
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Verfasst am: So Jun 29, 2025 10:21 Titel: |
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Hallo erstmal,
vielleicht hilft bei der asexuell ja/nein Kategorisierung auch der AIS weiter: https://www.aven-forum.de/viewtopic.php?t=14456
Da du selbst gefragt hast:
Wenn du dir explizit eine sexuell aktive Beziehung wünschst, also nicht einfach nur weil das die "Norm" ist, passt das imho nicht wirklich zur Asexualität. Ich würde eher vermuten, dass der Druck, den du dir über das Beziehungsthema und Dating sowie den Vergleich mit Freundinnen ggf. selbst erzeugst, hinter den von dir empfundenen "Schwierigkeiten" steht.
Eventuell steckt auch eine Art Beziehungsanst im Hintergrund, die dann dazu führt, dass du "instinktiv" nur Personen ohne Interesse an dir interessant findest und gleichzeitig Personen mit Interesse an dir grundsätzlich uninteressant werden.
Für diese "Variante" gibt es bestimmt auch irgendein Label aber das suche ich jetzt nicht raus
Generell würde ich vermuten, dass es leichter für dich wäre Kontakte über Ebenen aufzubauen, bei denen die körperlichen Aspekte erst mal keine große Rolle spielen und dann abzuwarten was sich weiter entwickelt.
bzgl. Labelsuche:
Das generelle Problem mit den Labels ist imho, dass damit ab einem bestimmten Grad der Verzweigung nur noch versucht wird Dinge passend zu machen, die eigentlich nicht passend sind. Der Umstand, dass Label geeignet sein sollen das "asexuelle Spektrum" zu beschreiben aber andererseits im "(allo)sexuellen Spektrum" Label plötzlich keine Rolle mehr spielen illustriert diese Problematik denke ich besonders gut. _________________ Bei Problemen mit den Forenfunktionen: Forumsfeature-Guide
Wie viele Asexuelle braucht man um eine Glühbirne zu wechseln?
Unmengen! Einer wechselt die Birne und alle andere kleben Labels auf Birnen, die nicht passen. |
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| Paul65
Sexualität: Graubereich
| Anmeldungsdatum: 26.09.2010 | Beiträge: 711 | Wohnort: Nähe Zürich |
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Verfasst am: Mo Jun 30, 2025 20:04 Titel: |
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Ich würde sagen, Asexualität ist weniger eine Frage des Tuns als vielmehr eine Frage des Fühlens.
Relativ wenig Sex zu haben, hat wenig mit Asexualität zu tun. Viele Menschen, die sich als asexuell bezeichnen, haben regelmäßig Sex – meist zu Liebe ihres Partners.
Es gibt auch viele Menschen, die Absolute Beginner sind, und die gerne Sex hätten, aber aus den unterschiedlichsten Gründen keinen geeigneten Partner finden.
Da du offenbar sexuelle Anziehung verspürst und auch gerne Sex hättest, würde ich sagen, dass du nicht asexuell bist. Das ist aber auch nicht schlimm.
Ich würde sogar sagen, sei froh _________________ Ich mag keinem Club angehören, der Leute wie mich als Mitglied aufnimmt - Groucho Marx |
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| Maz ADMod Team

Alter: 47 Sexualität: keine Angabe
| Anmeldungsdatum: 12.02.2005 | Beiträge: 15185 | |
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Verfasst am: Mo Jun 30, 2025 20:45 Titel: |
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Meiner Beobachtung nach ist sowohl bei Asexuellen als auch bei ABs das Thema Beziehungen, mit allem was dazu gehört (oder auch nicht), in Wirklichkeit meist wesentlich wichtiger/zentraler als das Thema Sex, nur dass das den Personen selbst nicht unbedingt klar ist.
ABs haben oftmals ziemlich übertriebene/überhöhte Vorstellungen von der Bedeutung von Sex oder generell von Intimitäten in Beziehungen und beschäftigen sich daher ständig mit persönlichen Themen wie etwa ihrer fehlenden eigenen Attraktivität, die sie dann laufend mit anderen vergleichen, wohingegen bei Asexuellen im Gegensatz dazu eher Unverständnis darüber herrscht, warum anderen Leuten das Thema Sex und Beziehungen denn überhaupt so wichtig ist.
Asexuellen fällt es aber oftmals nicht besonders schwer Beziehungen aufzubauen, wenn sie wirklich wollen, weil sie keine unrealistischen Hoffnungen haben und daher auf potentielle Partner wohl auch weniger abschreckend wirken als ABs, die meist sehr needy sind. Allerdings scheitern Asexuelle dann häufig an der Diskrepanz zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen des Partners bzw. an den tatsächlich beim Partner vorhandenen Erwartungen. Wenn dann noch "Aromantik" (im Sinne von "keine Verliebtheit") dazu kommt, dann gibt es zusätzlich wohl auch emotionale Bindungsprobleme, die Beziehungen ebenfalls stark erschweren können.
Wenn allerdings der empfundene Leidensdruck bei Fehlen einer sexuellen Beziehung nur gering ausgeprägt ist, dann ist das zumindest ein Hinweis darauf, dass die eigenen Anlagen vielleicht nicht ganz dem "0815 Mainstream" entsprechen und auch die Orientierung (im weiteren Sinne) eine Rolle spielen kann, sei es nun Richtung Asexualität oder auch Aromantik oder auch nur aufgrund besonderer Charaktereigenschaften.
Zu Letzterem gehört dann allerdings auch der Bereich der psychischen Probleme/Störungen. Tatsächlich ist der Anteil an Menschen gerade mit Angststörungen und Depression (aber leider auch mit Traumafolgestörungen mit allen Folgen wie z.B. Dissoziation oder auch Persönlichkeitsveränderungen bis hin zur Persönlichkeitsstörung) in der asexuellen Community überproportional hoch. Auch gibt es viele Menschen mit Entwicklungsstörungen im weiteren Sinne, wie z.B. Autismus.
Gerade bei Ängsten und Depression ist der Ursache-Wirkungszusammenhang allerdings nicht so eindeutig. Die meisten Menschen mit solchen Störungen in der Community berichten, dass sie schon von Ausbruch der Erkrankung keinerlei Interesse an Sex bzw. an sexuellen Beziehungen hatten, so dass man eher vermuten könnte, dass das Fehlen von intimen Beziehungen den Ausbruch einer Angststörung oder auch Depression begünstigt hat als umgekehrt und es sich hierbei nicht um ein Symptom handelt.
Im übrigen gehören Veränderungen im sexuellen Bereich weder zu den diagnostischen Kriterien der Angststörungen noch der Depression obwohl natürlich beide Störungen sowohl das Spektrum der Empfindungen als auch die soziale Interaktion beeinflussen können (und daher das Thema Sex/Libido in Fragebögen zur Bestimmung des Schweregrads teilweise auch mit abgefragt wird). _________________ Bei Problemen mit den Forenfunktionen: Forumsfeature-Guide
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