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Was ist so schlimm am Fremdgehen?

 
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Direktor_Prickly





Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 14.03.2025
Beiträge: 5
BeitragVerfasst am: Do Mai 15, 2025 13:34    Titel: Was ist so schlimm am Fremdgehen? Antworten mit Zitat

Ich habe mein Leben lang nicht verstanden, was am Fremdgehen so schlimm sein soll. Ich selbst würde niemals fremdgehen - wieso auch, wenn ich generell kein Verlangen nach sexueller Interaktion habe - aber ich habe nie intuitiv begriffen, wieso andere Menschen daraus so ein Drama machen. So viele Beziehungen sind schon daran zerbrochen, obwohl die Liebe ja bei beiden Partnern noch vorhanden war. Ich habe es mir immer damit erklärt, dass das eben die gesellschaftliche Norm ist, treu zu sein, und ich dachte mir, dass in einer anderen Gesellschaft offene Beziehungen durchaus die gesellschaftliche Norm sein könnten. Allgemein war mir der enge Zusammenhang zwischen Liebe und Sex immer unbegreiflich.

Gibt es noch jemanden, der sich in meinen Gedankengängen wiedererkennt? Oder gibt es umgekehrt Menschen unter euch, die asexuell sind und dennoch sehr verletzt wären, wenn der (allosexuelle) Partner fremdgehen würde? Ich würde mich freuen, eure Gedanken zu dem Thema zu lesen.

Edit: Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es durchaus einen rationalen Grund gegen das Fremdgehen, nämlich das höhere Risiko der Übertragung von Geschlechtskrankheiten. Das wird aber für die meisten Menschen wohl nicht das Hauptproblem sein.
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Sandkastenzorro
Prinzessin Kill-den-Tee



Alter: 44
Sexualität: keine Angabe
Anmeldungsdatum: 03.04.2011
Beiträge: 4001
Wohnort: Fairvale
BeitragVerfasst am: Do Mai 15, 2025 16:02    Titel: Antworten mit Zitat

Wahrscheinlich, weil Sex bindet. Oder sagen wir: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich einer der Geschlechtspartner in den anderen verliebt, erhöht sich durch Sex doch sehr.

Also könnte durch die Fremdgeherei die eigene Beziehung zerbrechen, weil die beiden Fremdgänger sich füreinander entscheiden, statt für den Partner zuhause.
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Maz
ADMod Team



Alter: 47
Sexualität: keine Angabe
Anmeldungsdatum: 12.02.2005
Beiträge: 15185
BeitragVerfasst am: Do Mai 15, 2025 16:36    Titel: Antworten mit Zitat

Evolutionsbiologisch könnte man das z.B. mit dem Abzug von Ressourcen vom Partner oder auch mit der Gefahr eines Kuckuckskinds erklären (die eigenen Ressourcen werden potentiell dafür "missbraucht" die Gene eines anderen Artengossen weiter zu tragen).

Früher führte Sex ja zwangsläufig zu Nachwuchs und diese Verknüpfung bekommt man nicht so einfach wegrationalisiert.

Außerdem ist es halt schlicht ein Vertrauensmissbrauch, es sei denn die Beziehung ist offen angelegt gewesen. Einen Menschen, dem man nicht (mehr) vertrauen kann, möchte man im allgemeinen auch nicht (mehr) als Partner haben.
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Direktor_Prickly





Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 14.03.2025
Beiträge: 5
BeitragVerfasst am: Do Mai 15, 2025 22:03    Titel: Antworten mit Zitat

Sandkastenzorro hat folgendes geschrieben:
Wahrscheinlich, weil Sex bindet. Oder sagen wir: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich einer der Geschlechtspartner in den anderen verliebt, erhöht sich durch Sex doch sehr.


Ok, aber man kann sich doch auch bei anderen Aktiväten ineinander verlieben, z.B. beim Sport - Sex ist ja irgendwie auch eine Art Sport Very Happy

Maz hat folgendes geschrieben:
Evolutionsbiologisch könnte man das z.B. mit dem Abzug von Ressourcen vom Partner oder auch mit der Gefahr eines Kuckuckskinds erklären (die eigenen Ressourcen werden potentiell dafür "missbraucht" die Gene eines anderen Artengossen weiter zu tragen).


Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Die Evolutionsbiologie erklärt so einige vermeintlich irrationale Dinge, z.B. wieso es überhaupt sexuelles Verlangen gibt.

Maz hat folgendes geschrieben:
Außerdem ist es halt schlicht ein Vertrauensmissbrauch, es sei denn die Beziehung ist offen angelegt gewesen. Einen Menschen, dem man nicht (mehr) vertrauen kann, möchte man im allgemeinen auch nicht (mehr) als Partner haben.


Ja, das stimmt schon. Man bricht die (unausgesprochene) Vereinbarung der Treue, und oft ist ein Seitensprung mit Heimlichkeiten verbunden. Ein Versprechen zu brechen und den Partner zu belügen, ist ein Vertrauensbruch - logisch. Aber warum es diese Vereinbarung meistens gibt, da stößt mein intuitives Verständnis eben an seine Grenzen.

Sind aber auf jeden Fall sehr interessante Gedankengänge.
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Sandkastenzorro
Prinzessin Kill-den-Tee



Alter: 44
Sexualität: keine Angabe
Anmeldungsdatum: 03.04.2011
Beiträge: 4001
Wohnort: Fairvale
BeitragVerfasst am: Fr Mai 16, 2025 11:51    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ok, aber man kann sich doch auch bei anderen Aktiväten ineinander verlieben, z.B. beim Sport - Sex ist ja irgendwie auch eine Art Sport Very Happy


Beim Sex werden Bindungshormone ausgeschüttet. Ist auch evolutionär naheliegend, damit der dabei entstehende Nachwuchs dann auch Eltern hat.
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memoriath




Alter: 31
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 27.02.2021
Beiträge: 12
BeitragVerfasst am: Fr Mai 30, 2025 9:35    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin von meiner letzten Beziehung betrogen worden, dass es meine Ex Beziehung ist ist, sagt wohl genau aus, dass Liebe allein halt nicht reicht.

Es war nicht direkt der Betrug, der zur Trennung führte, sondern die Konstruktion drumherum, das ewig lange verheimlichen, obwohl ich die Ahnung hatte, dass da was im Argen lag. Es wurde vehement verneint, es sei Stress, es sei die Stimmung, bla, bla, bla. Ich dachte nie, dass es Betrug gewesen wäre, alles was ich gemerkt hatte war eine gewisse Distanz die sich einschlich, es wirkte, als wollte er Gespräche so oberflächlich wie möglich halten oder sich daraus entziehen, sie endeten schneller und abrupter.

Ich sprach ihn drauf an und erhielt einen Haufen an Erklärungen. Erst viele Wochen später kam er dann auf mich zu und schenkte mir reinen Wein ein. Es gab keinen Sex, aber es war auch kein Händchen halten. Als Erklärung wieso er nicht früher mit der Sprache herausgerückt sei, antwortete er, dass er Angst gehabt hätte, wie ich drauf reagiere - nach 6 Jahren Beziehung und den Plänen zusammen ziehen zu wollen.

Ich muss nicht betonen, dass ich mich verarscht vorkam und für nicht ganz für voll gehalten, vertrauen ist ein Grundpfeiler, Dinge anzusprechen, die einen belasten, die schwierig sind, gehört dazu, aus welchen Grundpfeilern bestand unsere Beziehung, wenn jemand "Angst" hat, die Wahrheit auszusprechen, wenn man sogar merkt, da stimmt was nicht, wenn man Chancen bietet, zu sagen was los ist, da ist Angst kein guter Grund, echt nicht, das war kein auf Leben und Tod Moment, sondern eine bewusste Entscheidung, das was geschehen ist nicht äußern zu wollen, wäre da das schlechte Gewissen nicht, dass irgendwann eingesetzt hat.

Hätte er es sofort gesagt, ohne dieses feige Verhalten, dann wäre es vielleicht anders gelaufen, ich weiß nicht, ob ich dann nicht dennoch die Beziehung beendet hätte oder den Umzug verschoben hätte, doch durch das verheimlichen hat er es kaputt gemacht, nicht unbedingt durch die Tat an sich, sondern dadurch, wie er danach damit umgegangen ist und wie er mich manipuliert hat danach.

Selbst wenn der Grund für das Fremdgehen vielleicht irgendwo einen Kern hatte, dem man mit Verständnis hätte gegenüber treten können, das totschweigen hat keinen Grund, keinen plausiblen, keinen, den ich vergebe und vergesse, weil ich jemanden liebe.

Ich hab ihn geliebt, aber ich hab mich in dem Moment mehr geliebt und ich hab mir die Frage gestellt, ob ich mit jemandem eine Zukunft aufbauen möchte, der Angst davor hat, über unangenehmes zu sprechen, wie soll ne Beziehung schwere Zeiten überstehen, wenn man nicht in der Lage ist, die Verantwortung dafür zu übernehmen und diese anzusprechen und zu akzeptieren, dass es das nun einmal gibt.
_________________
Es grüßt freundlich

Memoriath

Manch Reise beginnt mit dem ersten Schritt, und endet mit dem zweiten
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the_digger





Sexualität: Sexuell
Anmeldungsdatum: 20.06.2025
Beiträge: 5
Wohnort: Ruhrgebiet
BeitragVerfasst am: Fr Jun 20, 2025 14:22    Titel: Antworten mit Zitat

Fremdgehen ist schlimm und Fremdgehen ist überhaupt nicht schlimm.

Hört sich komisch an, ist es aber nicht.

Ich bin in meiner Ehe mehrfach fremd gegangen. Darauf bin ich nicht stolz. Aber es hat mir in meiner Not geholfen, Abweisungen und Desinteresse am Sex seitens meiner Frau, zu ertragen.
Sex beim Seitensprung war für mich reiner Sex, ganz ohne Gefühlsduselei. Ich habe meiner Frau nichts weggenommen oder vorenthalten. Sex, den sie mit mir nicht wollte, haben andere bekommen.
Meine Liebe gilt bis heute meiner Frau.
Diese Art des Seitensprungs empfinde ich als nicht schlimm.

Schlimm hingegen wäre,

wenn meine Frau an Sex mit mir interessiert wäre und auch alles dafür unternehmen würde damit es dazu kommt.
Ich sie aber abweisen würde, weil ich lieber die neue heiße Nachbarin knallen möchte.
Das wäre schlimm und würde meine Frau verletzen.
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Direktor_Prickly





Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 14.03.2025
Beiträge: 5
BeitragVerfasst am: Sa Jun 21, 2025 15:06    Titel: Antworten mit Zitat

the_digger hat folgendes geschrieben:
Ich bin in meiner Ehe mehrfach fremd gegangen. Darauf bin ich nicht stolz. Aber es hat mir in meiner Not geholfen, Abweisungen und Desinteresse am Sex seitens meiner Frau, zu ertragen.
Sex beim Seitensprung war für mich reiner Sex, ganz ohne Gefühlsduselei. Ich habe meiner Frau nichts weggenommen oder vorenthalten. Sex, den sie mit mir nicht wollte, haben andere bekommen.
Meine Liebe gilt bis heute meiner Frau.
Diese Art des Seitensprungs empfinde ich als nicht schlimm.


Weiß deine Frau davon? Wenn ja, wie sieht sie das?
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gucki19





Sexualität: Sexuell
Anmeldungsdatum: 22.10.2019
Beiträge: 163
Wohnort: Nordbayern
BeitragVerfasst am: Sa Jul 12, 2025 23:44    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Herr Direktor

Du hast zwar Digger gefragt, ob seine Frau davon weiß.....aber nach 3 Wochen Ruhe schreibe ich mal meine Erfahrung:

Meine Frau weiß, dass ich "fremd gehe". Es wäre ihr emotional lieber, ich würde es nicht tun. Wenn sie es "konkret mitbekommt" oder davon ausgeht, dass ich diesbezüglich "unterwegs bin" geht es ihr emotional nichts so gut. Sie gesteht es mir aber mit ihrem logischem Denken definitiv zu, weil sie seit Jahren zu ihrem Bedürfnis nach "exakt NULL Sex" steht. Wir haben darüber gesprochen und die Vereinbarung, es ist okay und sie möchte möglichst wenig davon wissen oder mitbekommen.

"Reiner Sex ganz ohne Gefühlsduselei" halte ich nur bedingt für möglich. Ich hatte ein Zeit, da war ich bei pay-6 unterwegs. Die Partnerinnen dort sind sicherlich ohne jede "Gefühlsduselei" bei der Sache.... mir gefällt das Bild (oder Denk-Modell) "sie bieten eine Simulation". Sex wird für den Freier (heute vielleicht auch für die Freierin) simuliert wie ein guter Film, ein Theaterstück oder eine Oper. Ich denke, dass die Freier*Innen letztendlich ein tiefes emotionales Erlebnis suchen....und in der simulierten Form auch geboten bekommen..... meine Oma hat beim Sissi-Film jedesmal Rotz und Wasser geheult.....auch wenn der Film doch wirklich nur Simulation war...Emotion kann auch eine Simulation bieten. ABER: nur bis zu einem gewissen Grad - niemals 100 %. Und JEDES Real-Life-Erlebnis ist 100 Prozent !! Von daher KANN sicherlich ein "Real-Life-Seitensprung" (nach diesem Gedankenmodell) eine große Gefährdung für eine Liebesbeziehung sein.

Ich habe seit fast 3 Jahren eine "Real-Life-Affäre". Und ja, meine Frau weiß das und will nichts Näheres davon wissen. Meine Real-Life-Affäre will sich nicht trennend in unsere Lebenspartnerschaft und Liebesbeziehung einmischen. Für eine Lebenspartnerschaft und gemeinsame Lebensprojekte wie Zusammenziehen, Zusammenleben, gemeinsame Wohnung oder Vergleichbares steht sie definitiv nicht zur Verfügung, sagt sie. Aber Emotionalität, Rausch der Leidenschaft und damit auch eine Form von Liebe lassen wir beide zu.

Ich finde inzwischen schade, dass in unserer Gesellschaft der Begriff TREUE letztendlich dafür steht, mit niemanden anders ins Bett zu hüpfen. Loyal zu jemanden dauerhaft zu stehen, ihn in seiner persönlichen Entwicklung zu unterstützen, Gutes für ihn zu wollen, gemeinsame Projekte verwirklichen bis hin zum gemeinsam alt werden - ABER AUCH ihm oder ihr zu ermöglichen, ihre/seine Asexualität oder andere Orientierung zu leben, hat für mich viel mehr mit Treue zu tun.

Wenn ich einem Gesangsverein "die Treue halte", dann heißt das doch nicht, dass ich NIRGENDS ANDERSWO singen darf..?? Oder wenn ich schon anderswo singe, das mich das dann aber zumindest nicht emotional anrühren darf, sondern dass es dabei "wirklich nur ums Singen und keine Gefühlsduselei geht"......was für ein Quark wäre das denn. Aber bei Liebesbeziehungen kommen wir genau in dieses Gedankenmuster...

Jetzt aber zu deiner Eingangsfrage....was ist so schlimm am Seitensprung??
Schlimm ist der Vertrauensbruch. Wenn beide sich die Treue versprechen und dabei genau das im Kopf haben, "es heißt, mit niemanden anders ins Bett hüpfen." Und sehr viele VERLASSEN sich auf diese Zusage/dieses Versprechen. Da ist ein Seitensprung natürlich schon ein ganz kräftiger Schlag in die Magengrube.....und kann auch für einen endgültigen Zerbruch einer Liebesbeziehung die Ursache sein.
_________________
Viele Grüße vom
Gucki
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