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Beziehung mit einem sexuellen Partner

 
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*Morgaine*




Alter: 58
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 09.03.2022
Beiträge: 46
BeitragVerfasst am: Mo März 14, 2022 16:19    Titel: Beziehung mit einem sexuellen Partner Antworten mit Zitat

Moin zusammen,
ich bin mit einem sexuellen Partner verheiratet, bin selbst aber asexuell. Dies habe ich nach einer langen Zeit voll von Selbstzweifeln leider erst sehr spät für mich festgestellt.
In dieser ungleichen Partnerschaft auf sexueller Ebene kommt es natürlich immer wieder auch zu Problemen.

Ich habe das Problem, dass mein Ehemann, obwohl ich ihm vor einigen Monaten mitgeteilt habe, dass mein mangelndes Interesse an Sex nicht an meiner mangelnden Liebe liegt, sonderen daran, dass ich asexuell sei, mir nicht glaubt. Er hat dies mit "Blödsinn" abgetan. Das ist die etwas verkürzte Version. Fakt ist aber, dass er mir nicht glaubt bzw. glauben will.

Gibt er hier jemanden, der ggf ähnlich Erfahrungen gemacht hat? Und wenn Ja, wie seid Ihr damit umgegangen?
Wäre für Antworten sehr dankbar.
_________________
Morgaine - Priesterin von Avalon
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Callas of the Wind




Alter: 43
Sexualität: Graubereich
Anmeldungsdatum: 13.08.2019
Beiträge: 689
Wohnort: Oberfranken
BeitragVerfasst am: Mo März 14, 2022 18:02    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

warum denkt er das du mit ihm zusammen bist, wenn du weder Sex mit ihm haben möchtest und er denkt das du ihn nicht liebst?

Für mich klingt das nach einem Druckmittel. So nach dem Motto "Wenn du mich liebst dann zeig es mir in dem du Sex mit mir hast".

Ich finde es auch spannend das er deine Gedanken, Empfindungen und Bedürfnisse als "Blödsinn" dahinstellt.
_________________
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Llouisa




Alter: 42
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 03.09.2020
Beiträge: 49
BeitragVerfasst am: Mo März 14, 2022 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Morgaine Winkesmiley

puh….also eine solche Erfahrung habe ich glücklicherweise noch nicht gehabt, allerdings hatte ich auch, seitdem ich meine Orientierung kenne, noch keine Beziehung.

Als erstes würde ich in so einem Fall wahrscheinlich meinem Partner ein Kommunikationsseminar zum Geburtstag schenken. Ich denke Sex ist für die meisten Menschen etwas so Essentielles und Wichtiges in einer Beziehung, dass sie sich nicht vorstellen können, wie das ein asexueller Mensch nicht empfinden kann, ohne krank zu sein Rolling Eyes . Außerdem ist Asexualität nicht gerade bekannt, so dass es für Manche evtl. erst einmal nach einem Konstrukt aussehen mag, und es ihnen schwerfällt, sich auf die Vorstellung einzulassen, dass auch Asexualität existiert und gut ist. Trotzdem: wenn ein Mensch sich einem anderen Menschen gegenüber öffnet, und Empfindungen äußert hat niemand (!) das Recht, diese Empfindungen als „Blödsinn“ abzustempeln. Das ist respektlos.

Ich kenne ja die Details Eurer Kommunikation hierzu nicht, könnte mir aber vorstellen, dass Dein Partner Angst hat, sein o.k. dazu zu geben, keinen Sex mehr zu haben, wenn er akzeptiert und annimmt, wie du (nicht) fühlst. Also dass er blockiert, weil er sein eigenes tief sitzendes Bedürfnis gefährdet sieht? Falls dem so ist, wäre eine offene Kommunikation gut, in der du ihm signalisierst, dass ihr eine Lösung suchen könnt, mit der ihr beide gut leben könnt.

Auf jeden Fall finde ich es sehr gut und schön zu lesen, dass zumindest Du selbst jetzt ein wenig mehr über Dich erfahren hast, und zu Dir selbst stehst. Das ist so viel wichtiger, als der Rückhalt und das Verständnis anderer Menschen.

Viele Grüße und viel Kuchen Mr. Green !
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Callas of the Wind




Alter: 43
Sexualität: Graubereich
Anmeldungsdatum: 13.08.2019
Beiträge: 689
Wohnort: Oberfranken
BeitragVerfasst am: Di März 15, 2022 5:49    Titel: Antworten mit Zitat

Was ich immer nicht verstehe ist warum man jemanden der schon Selbstzweifel hat noch mehr verunsichern oder etwas ausreden möchte.
Die Menschen machen es sich halt gerne immer einfach.
In einer Partnerschaft sollte man seinen Partner bestärken und seine Belange ernst nehmen.
Ich glaube da steckt viel Angst dahinter. Keine gute Basis für eine Beziehung und keine gute Methode.
_________________
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*Morgaine*




Alter: 58
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 09.03.2022
Beiträge: 46
BeitragVerfasst am: Di März 15, 2022 8:54    Titel: Antworten mit Zitat

Klar ist bei meinem Mann viel Angst da, dass die für ihn sehr wichtige sexuelle Seite der Beziehung nun in Gefahr ist. Es ist aber nicht seine Absicht mich unter Druck zu setzen. Er versteht es schlichtweg nicht.

Ob Bereitschaft für eine offene Kommunikation da ist, kann ich derzeit noch nicht abschätzen. In vielen Dingen ist mein Mann da in einer "Schwarz-Weiß-Sicht" verhaftet. Dass es dazwischen noch etwas anderes gibt, kann er aktuell (oder will er aktuell??) noch nicht begreifen.

Nach meinem "Outcoming" hat er neben vielen an deren Äußerungen auch gefragt, ob er sich nun eine andere Partnerin suchen müsse und ob es das jetzt mit unserer Ehe gewesen sei. Nach der Art wie er es gefragt hat war für mich eindeutig zu erkennen, dass 1. Sex für ihn eine essientielle Grundlage für eine Beziehung ist und 2. gleichbedeutend mit Liebe steht. Ferner war auch eine deutliche Verunsicherung seinerseits spürbar.

Für mich ist es jetzt eher wichtig ihm begreiflich zu machen, dass Liebe und Sex nicht gleichbedeutend sind und auch nicht zwangsläufig miteinander einhergehen; dass Liebe sich nicht nur in dem Verlangen nach körperlicher Liebe äußert, sondern auch ganz ohne diese körperliche Seite existiert.
Ich kuschel beispielsweise recht gerne, tue das aber nicht so oft mit meinem Mann, wie ich es gerne tun würde, weil ich weiß, dass nach einiger Zeit Kuscheln bei ihm der Impuls zu mehr entsteht, was ich aber wiederum nicht möchte. Für ihn ist es zwangsläufig eng miteinander verknüpft, für mich überhaupt nicht. Diesen Unterschied möchte ich ihm erklären können.

Mit einem Kommunikationsseminar brauche ich ihm nicht ankommen. Er hat sowieso Arbeitszeiten, die eine regelmäßige Teilnahme an so etwas nahezu unmöglich machen. Hinzu kommt, dass er für so etwas nicht so empfänglich ist. Ich habe zudem die Befürchtung, dass er so ein Seminar in den "falschen Hals" kriegen könnte. Ich würde das daher schon lieber selbst bewältigen wollen. Daher hätte ich gerne Anregungen wie ich so etwas möglichst entspannt angehen bzw auch durchführen kann. Ich denke, ich muss mit dem Thema auch sehr behutsam sein.
_________________
Morgaine - Priesterin von Avalon
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*Morgaine*




Alter: 58
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 09.03.2022
Beiträge: 46
BeitragVerfasst am: Di März 15, 2022 9:06    Titel: Antworten mit Zitat

Callas of the Wind hat folgendes geschrieben:
Was ich immer nicht verstehe ist warum man jemanden der schon Selbstzweifel hat noch mehr verunsichern oder etwas ausreden möchte.
Die Menschen machen es sich halt gerne immer einfach.
In einer Partnerschaft sollte man seinen Partner bestärken und seine Belange ernst nehmen.
Ich glaube da steckt viel Angst dahinter. Keine gute Basis für eine Beziehung und keine gute Methode.


Ja, so ist die Gesellschaft halt gestrickt. Ich erlebe so etwas regelmäßig in meiner täglichen Arbeit. Und diese Gedankenautobahnen haben sich fest in den Köpfen Aller manifestiert. (Weil es ja auch so schön einfach ist. Dann muss man schließlich nicht selbst denken. Und überhaupt war es ja schon immer so. Wink ) Es ist schwer diese zu durchbrechen, aber es geht. Wenn auch nicht immer so leicht.

Ich glaube daran, dass man die Angst vor Veränderung durchbrechen kann und damit auch die Basis für eine gute Beziehung schaffen kann.

Ich bin beruflich beraterisch tätig und habe in der Hinsicht schon viele derartige Veränderungen (mit anderem Inhalt zwar, aber grundsätzlich durch "Niederreißen" alteingefahrener Verhaltens- und Denkmuster) begleitet und bin daher auch nicht bereit jetzt bei mir selbst bzw meinem Mann aufzugeben.
_________________
Morgaine - Priesterin von Avalon
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Callas of the Wind




Alter: 43
Sexualität: Graubereich
Anmeldungsdatum: 13.08.2019
Beiträge: 689
Wohnort: Oberfranken
BeitragVerfasst am: Di März 15, 2022 17:36    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiß nicht ob du seine Sichtweise ändern kannst indem du ihm erklärst wie du das siehst. Wenn Sex und Liebe für ihn zusammenhängt ist das halt so. Genauso wie es für dich so nicht ist. Du kannst es ja probieren aber wenn er schon fragt ob er sich eine andere Partnerin suchen muss klingt das nicht so als wäre er emotional groß an dir gebunden. So als ob du deinen Zweck nicht mehr erfüllst.
Wenn dein Mann in vielen Dingen eher eine "Schwarz-Weiß-Sicht" hat wird es denke ich schwer bis unmöglich ihn davon zu überzeugen das eine solche Sexlose Beziehung für ihn attraktiv sein könnte. Das ist schon für offene Menschen die Alternativen nicht scheuen manchmal schwierig bis unmöglich.
Ich wünsche dir dennoch viel Erfolg. Irren ist menschlich und man kann nur hoffen das ich das tue.
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Greywolf




Alter: 55
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 26.01.2014
Beiträge: 430
Wohnort: Münsterland
BeitragVerfasst am: Di März 15, 2022 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Morgaine,

auch ich habe sehr spät festgestellt, dass ich asexuell bin. Es hat mir zumindest erstmal dabei geholfen zu wissen, wie ich „ticke“.

Nur für unsere Partner hängt da auch eine Menge dran. Meine Frau war dem Thema Asexualität sehr offen und wir konnten viele, lange und gute Gespräche hierüber führen.

Vielleicht will dein Mann es einfach noch nicht wahr haben, dass du asexuell bist. Meine moralische Vorstellung war ursprünglich auch einmal, dass Sex und Liebe zusammen gehört. Vermutlich hat dein Mann auch Ängste und sieht die Beziehung aufgrund von Asexualität gefährdet.

Aus meiner Sicht kann der weitere Weg nur über Kommunikation erfolgen. Im Moment ist es, so glaube ich, wichtig, dass du deinem Mann Zeit gibst, sich dem Thema zu nähern. Dies setzt aber auch voraus, dass er zumindest hierfür die Bereitschaft signalisiert.

Vielleicht kannst du ihm mal die Homepage hier zeigen, dass er sich mal ein wenig einlesen kann. Diese unglaubwürdige Reaktion habe ich hier im Forum insbesondere bei Männern gelesen. Wenn erstmal keine Kommunikation möglich ist, hatte ich auch von Brief schreiben gelesen. Oder immer wieder mal ansprechen? „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Aber das musst du auch letztendlich entscheiden, wie du versuchen kannst, dass dein Mann sich dem Thema nähert.

Sollte dein Mann jedoch weiterhin mit dir nicht darüber reden wollen, dir nicht glauben und dich nicht ernst nehmen, sorry, aber dann besteht hier ein noch größeres Problem als die vermeintliche Asexualität.

Ich wünsche euch, dass ihr in die Gespräche kommt. Dies ist die Basis über weitere „Lösungen“ für diese extrem unterschiedlichen sexuellen Neigungen zu finden.
_________________
Greywolf
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*Morgaine*




Alter: 58
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 09.03.2022
Beiträge: 46
BeitragVerfasst am: Mi März 16, 2022 10:11    Titel: Antworten mit Zitat

Greywolf hat folgendes geschrieben:
Hallo Morgaine,

auch ich habe sehr spät festgestellt, dass ich asexuell bin. Es hat mir zumindest erstmal dabei geholfen zu wissen, wie ich „ticke“.

Nur für unsere Partner hängt da auch eine Menge dran. Meine Frau war dem Thema Asexualität sehr offen und wir konnten viele, lange und gute Gespräche hierüber führen.

Vielleicht will dein Mann es einfach noch nicht wahr haben, dass du asexuell bist. Meine moralische Vorstellung war ursprünglich auch einmal, dass Sex und Liebe zusammen gehört. Vermutlich hat dein Mann auch Ängste und sieht die Beziehung aufgrund von Asexualität gefährdet.

Aus meiner Sicht kann der weitere Weg nur über Kommunikation erfolgen. Im Moment ist es, so glaube ich, wichtig, dass du deinem Mann Zeit gibst, sich dem Thema zu nähern. Dies setzt aber auch voraus, dass er zumindest hierfür die Bereitschaft signalisiert.

Vielleicht kannst du ihm mal die Homepage hier zeigen, dass er sich mal ein wenig einlesen kann. Diese unglaubwürdige Reaktion habe ich hier im Forum insbesondere bei Männern gelesen. Wenn erstmal keine Kommunikation möglich ist, hatte ich auch von Brief schreiben gelesen. Oder immer wieder mal ansprechen? „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Aber das musst du auch letztendlich entscheiden, wie du versuchen kannst, dass dein Mann sich dem Thema nähert.

Sollte dein Mann jedoch weiterhin mit dir nicht darüber reden wollen, dir nicht glauben und dich nicht ernst nehmen, sorry, aber dann besteht hier ein noch größeres Problem als die vermeintliche Asexualität.

Ich wünsche euch, dass ihr in die Gespräche kommt. Dies ist die Basis über weitere „Lösungen“ für diese extrem unterschiedlichen sexuellen Neigungen zu finden.




Hallo Greywolf,

danke erst einmal für Deine konstruktive Antwort.

Ja, ich denke, ich werde meinen Mann ganz vorsichtig an das Thema heranführen. Vielleicht gebe ich ihm dazu etwas zum Lesen. Im Netz gibt es doch einiges an Literatur, die auch um eine sachliche Darstellung bemüht ist. Allgemeine Informationen sollten für den Anfang reichen. Einfach, dass er sieht, dass ich mir nichts ausgedacht (oder so ähnlich) habe, sondern dass Asexualität tatsächlich existiert und es gar nicht so wenige Menschen gibt, die so von den Natur bedacht wurden.

Und ich gebe Dir vollkommen recht was die Aussage betrifft, dass die Erkenntnis asexuell zu sein, hilft zu verstehen wie man tickt.
Bei mir waren es Jahre des Leidens. Ich habe natürlich die Ursache für mein Empfinden erst mal unter dem Aspekt gesucht "Was ist mit mir falsch?". Festzustellen, dass mit mir gar nichts falsch ist, ich einfach nur anders empfinde, war eine regelrechte Befreiung und hat einen riesigen Haufen an Schuldgefühlen und Selbstzweifeln beseitigt. Diese Selbstzweifel gingen bei mir so weit, dass ich schon glaubte gar nicht lieben zu können, auch wenn ich im tiefsten Inneren davon überzeugt war, dass es nicht so ist.

Und selbstverständlich sind bei meinem Mann Ängste damit verbunden meine Asexualität zu akzeptieren. Es sind Verlustängste, Angst vor Veränderung generell, Angst vor dem Unbekannten. Das ist menschlich vollkommen normal. Und natürlich muss er sich an diesen Gedanken auch erst einmal gewöhnen.
Vielleicht hat er ja auch Angst, dass ICH die Beziehung beenden möchte, was natürlich nicht der Fall ist.

Langsam entwickelt sich in mir aber auch schon ein Plan wie ich ihm die Ängste nehmen kann und diesem Thema gleichzeitig auch zugänglich machen kann.

Die Idee mit dem Brief finde ich nicht schlecht. Daran hatte ich auch schon gedacht, da ich mich schriftlich oftmals treffender ausdrücken kann.

Wie haben sich denn die Gespräche bei Deiner Frau und Dir entwickelt, wenn ich fragen darf. Das würde mich sehr interessieren. Wenn Du hierzu vielleicht nicht öffentlich antworten magst, kannst Du mich auch gerne über PN anschreiben.

Liebe Grüße und Danke !!
_________________
Morgaine - Priesterin von Avalon
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Greywolf




Alter: 55
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 26.01.2014
Beiträge: 430
Wohnort: Münsterland
BeitragVerfasst am: Do März 17, 2022 11:22    Titel: Antworten mit Zitat

ist unterwegs Wink
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Greywolf
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gucki19





Sexualität: Sexuell
Anmeldungsdatum: 22.10.2019
Beiträge: 161
Wohnort: Nordbayern
BeitragVerfasst am: Fr März 18, 2022 23:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo liebe Morgaine - Priesterin von Avalon

Du schreibst hier zu Eurer aktuellen Situation - und vieles lese ich wie selber erlebt. Inzwischen sind es mehr als 5 Jahre dass meine Frau mir eröffnet hat, dass wir beide in diesen Leben wohl keinen Sex mehr haben werden - nach mehr als 3 Jahrzehnten Ehe. Das Thema Asexualität hatten wir damals beide noch nicht gekannt. Ich kann sehr gut nachempfinden wie für Deinen Mann eine Welt zusammenbricht. Ich hatte das damals ausgedrückt mit "es hat mir nochmal komplett den Boden unter den Füßen weggezogen auf meinem Lebensweg"

In meinen ersten Beiträgen habe ich einiges zu unserem Weg geschrieben - findest Du über mein Profil - in den Beiträgen ganz nach hinten blättern.
MIR hat damals professionelle Hilfe weitergeholfen. Zuerst auch ein Gespräch mit einer Sozialberaterin meiner Krankenkasse. Die hat mir dann auch Tipps für ein weiteres Coaching gegeben. Für mich war neben den Gesprächen mit meiner Frau sehr wichtig, auch mit jemanden außerhalb der Beziehung über das Thema zu sprechen. Negativ habe ich nur eine "Eheberatung" der Caritas erlebt. Alle anderen haben das Verhalten meiner Frau nicht als pathologisch/krankhaft gesehen. Mit den Gesprächen mit meiner Frau, der Hilfe von Außen und einem Coaching habe ich ungefähr ein Jahr gebraucht bis ich ganz engen Freunden erzählen konnte "ich habe wieder Boden unter den Füßen" (ohne dass die wussten worum es ging).

Grüße vom gucki
_________________
Viele Grüße vom
Gucki
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Vieno




Alter: 40
Sexualität: Graubereich
Anmeldungsdatum: 18.11.2021
Beiträge: 14
BeitragVerfasst am: Sa März 19, 2022 18:38    Titel: Antworten mit Zitat

Morgaine, "Glaub ich nicht" und "Das muss doch aber nichts heißen" waren auch die Reaktionen, die ich bekommen habe (das war allerdings keine feste Partnerschaft). Viele Gespräche später wurde klar, dass für ihn nicht-Sex ganz bedrohlich ist. Und er deshalb durch meine Aussage komplett aus dem Gleichgewicht war (Und ich dachte in meiner Naivität, dass meine Erkenntnis, asexuell zu sein unsere Probleme löst und erwartete eher ein "Ach so ist das bei dir! Na dann ist ja alles klar!" Very Happy) Ich finde es unglaublich schwer, ihn da zu verstehen. Und er versteht nicht, wieso ich nicht zu Kompromissen bereit bin, sondern die Verbindung lieber lösen würde, als meine Grenze nochmal zu überschreiten.

Ich habe nichts konstruktives beizutragen, aber wünsche dir, dass du liebevoll klar bleiben kannst, ihn in seinem Unverständnis annehmen kannst ohne Gefühl, das lösen oder dich verbiegen zu müssen. Einige Monate sind ja eine lange Zeit - da könnte ihn ihm ja dann doch einiges passiert sein. Liebst du ihn denn? Was lässt dich für diese Beziehung kämpfen?

Rilke sagt in einem Gedicht:
"Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages in die Antworten hinein."

Das finde ich unglaublich schön.

Gucki, ich finde es immer so schön, vor dir hier zu lesen. Zu lesen, dass ihr nach langem Ringen und Probieren einen Weg gefunden habt, eure Liebe zu leben, liest sich so schön und friedvoll und macht Hoffnung. Danke!
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Callas of the Wind




Alter: 43
Sexualität: Graubereich
Anmeldungsdatum: 13.08.2019
Beiträge: 689
Wohnort: Oberfranken
BeitragVerfasst am: Sa März 19, 2022 19:23    Titel: Antworten mit Zitat

*Morgaine* hat folgendes geschrieben:
Ja, ich denke, ich werde meinen Mann ganz vorsichtig an das Thema heranführen.
Letztendlich bleibt Fakt das Asexuelle kein Sex haben wollen und das wird er gleich verstanden haben und egal wie sachte, wie oder wieviel man ihm versucht beizubringen, am Ende bleibt das stehen was er gleich verstanden hat. Kein Sex.
Natürlich kann man damit versuchen das derjenige für ein selber Verständis aufbaut. Etwas verstehen oder Verständis haben/aufbringen ist halt noch mal was anderes. Das eine kann passieren das andere sollte im Idealfall. Da muss man denjenigen vielleicht auch erst mal Zeit lassen um den dicken Brocken zu verdauen. Es schießen einem bestimmt trausend Dinge durch den Kopf.

Danke guckie19 für deinen Beitrag. Das hilft mir Verständis für die andere Seite aufzubringen. Sie geht mir doch manchmal flöten.
Daran sieht man mal wie wichtig das sein muss das es einem den Boden unter den Füßen wegreißt. Wann passiert einem das schon.
Das man den Gedanken bekommt den eigenen Partner gar nicht richtig gekannt zu haben, was er durchgemacht haben muss und was ich ihm unwillentlich"angetan" habe. Mich würde das traurig machen und ich würde mich irgendwie schuldig fühlen. Auch wenn ich gar nichts dafür kann.
Ich freue mich und finde es toll das ihr nicht den einfachsten Weg gegangen seid und ihr euch soviel Hilfe, trotz Rückschläge, geholt habt.
Das zeigt mir immer wieder das es mit der Liebe viele Wege gibt und nicht nur einen.
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Cereslein




Alter: 38
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 20.03.2022
Beiträge: 36
Wohnort: Puddingtown
BeitragVerfasst am: Mo März 21, 2022 15:52    Titel: Antworten mit Zitat

Die Medaille hat immer zwei Seiten, das darf man auf keinen Fall vergessen.

Die Erkenntnis zur Asexualität ist erstmal das Eine, das Verständnis und die Akzeptanz von dem anders denkenden ist dann allerdings noch einmal etwas ganz anderes.

Es ist ganz egal, wie lange und behutsam man nun mit dieser Problematik umgeht, eines muss dir klar sein: Selbst wenn dein Mann deine Asexualität anerkennt, sich mit dem Thema auseinander setzt und dies versteht bleibt ein Problem bestehen: Er sieht es trotzdem anders. Er hat das Verlangen nach Sex mit einer Partnerin und ganz egal wie sehr er es auch akzeptiert, wird er sein eigenes Verlangen nicht einfach so - auch nicht aus Liebe - einstellen können. Du kannst einen Homosexuellen nicht bekehren, du kannst keinen Asexuellen bekehren und du kannst auch keinen sexuellen bekehren. Du kannst es akzeptieren, mehr aber auch nicht. Er wird es sich woanders suchen, was du ihm nicht geben kannst. So oder so. Die Frage ist, wie du damit umgehen kannst. Du kannst nicht von ihm verlangen, darauf den Rest seines Lebens zu verzichten und das wäre ehrlich gesagt auch ziemlich egoistisch. Ebenso wäre es egoistisch von ihm trotzdem sexuelle Handlungen von dir zu verlangen. Ich möchte dich nur darauf vorbereiten, dass hier ein sehr großes Problem entstanden ist und eine Lösung zu suchen wird zwangsläufig in einem Kompromiss enden müssen. Wobei ich ohnehin nicht den Eindruck bekomme, dass eure Beziehung auf verbale Kommunikation gebaut ist. Zumindest macht es den Eindruck, so wie du seine Reaktion beschreibst.

Wichtig ist reden. Und, was hier schon gesagt wurde, es braucht jetzt viel Zeit und Geduld. Trotz allem wird das oben genannte Problem irgendwann auf dich zu kommen. Die Frage ist, wie du damit leben kannst, wenn sich dein Mann die Befriedigung woanders sucht, weil er sie von dir nicht mehr bekommen kann. Vielleicht solltest du dich vor allem damit befassen dich zu fragen, was eure Ehe und Beziehung denn aus macht, warum ihr zusammen seid (wirklich aus Liebe oder nur noch aus Gewohnheit), ob Kompromisse denkbar wären oder sie eure Ehe nur zusätzlich belasten. Es ist lobenswert, dass du nicht kampflos aufgeben willst. Es muss dir aber klar sein, was das nach sich ziehen wird. Nicht immer ist festhalten und an etwas klammern, was so eigentlich gar nicht existiert, der richtige Lösungsansatz.
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*Morgaine*




Alter: 58
Sexualität: Asexuell
Anmeldungsdatum: 09.03.2022
Beiträge: 46
BeitragVerfasst am: Mo März 21, 2022 16:55    Titel: Antworten mit Zitat

gucki19 hat folgendes geschrieben:
Hallo liebe Morgaine - Priesterin von Avalon

Du schreibst hier zu Eurer aktuellen Situation - und vieles lese ich wie selber erlebt. Inzwischen sind es mehr als 5 Jahre dass meine Frau mir eröffnet hat, dass wir beide in diesen Leben wohl keinen Sex mehr haben werden - nach mehr als 3 Jahrzehnten Ehe. Das Thema Asexualität hatten wir damals beide noch nicht gekannt. Ich kann sehr gut nachempfinden wie für Deinen Mann eine Welt zusammenbricht. Ich hatte das damals ausgedrückt mit "es hat mir nochmal komplett den Boden unter den Füßen weggezogen auf meinem Lebensweg"

In meinen ersten Beiträgen habe ich einiges zu unserem Weg geschrieben - findest Du über mein Profil - in den Beiträgen ganz nach hinten blättern.
MIR hat damals professionelle Hilfe weitergeholfen. Zuerst auch ein Gespräch mit einer Sozialberaterin meiner Krankenkasse. Die hat mir dann auch Tipps für ein weiteres Coaching gegeben. Für mich war neben den Gesprächen mit meiner Frau sehr wichtig, auch mit jemanden außerhalb der Beziehung über das Thema zu sprechen. Negativ habe ich nur eine "Eheberatung" der Caritas erlebt. Alle anderen haben das Verhalten meiner Frau nicht als pathologisch/krankhaft gesehen. Mit den Gesprächen mit meiner Frau, der Hilfe von Außen und einem Coaching habe ich ungefähr ein Jahr gebraucht bis ich ganz engen Freunden erzählen konnte "ich habe wieder Boden unter den Füßen" (ohne dass die wussten worum es ging).

Grüße vom gucki



Hallo gucki19,

die Lektüre einer Vielzahl Deiner Beiträge aus Deinen Anfängen hier im Forum war wirklich sehr aufschlussreich. Ich konnte einige Anregungen für mich herausziehen.

Ich weiß, dass mein Mann jetzt nicht auf Sex wird verzichten wollen, nur weil ich auf einmal für mich klar habe, dass ich asexuell bin. Aber es gibt Kompromisse, die man in einer Ehe eingehen kann, wenn beide Partner das auch wollen. Und hier im Forum zu lesen, dass es bereits etliche Paare geschafft haben und welche unterschiedlichen Wege sie gegangen sind, stimmt mich zuversichtlich, dass ich das mit meinem Mann auch schaffen werde.

Wichtig ist für mich erst einmal, dass mein Mann Aseuxalität versteht und auch versteht, dass es nichts mit ihm zu tun hat. Dass ich nicht "verkehrt" bin und keinen Fehler habe, sondern dass auch mit mir, so wie ich sexuell eben nicht unterwegs bin, alles in Ordnung ist.

Auch wenn er sich mit dem Thema Asexualität noch nicht auseinander gesetzt hat, weiß er aber doch schon einmal, dass ich keinen Spaß beim Sex empfinde. Das akzeptiert er. Ein erster Schritt ist getan und es werden weitere hoffentlich folgen.
_________________
Morgaine - Priesterin von Avalon
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